Dienstag, 23. Juni 2015

Mir wird schlecht #Freital

Ich frage mich schon länger, warum das rechte Lager ausgerechnet in Sachsen so stark ist. Jede logische Herangehensweise schlägt da absolut ins Leere. Weder gibt es eine nennenswerte Ausländerquote, noch hat Sachsen (und insbesondere Dresden) eine besonders schwache wirtschaftliche Infrastruktur. Das mag auf andere Gebiete im Osten zutreffen, ausgerechnet in Dresden aber nicht wirklich.


Aber jetzt mal völlig abgesehen von der Ursachenfrage: Ich wollte gestern eigentlich nach meinem Radelblogpost einigermaßen gut gelaunt ins Bett gehen und dann #Freital... Mir ist spontan schlecht geworden.

Ich bin in Freital aufgewachsen, zur Schule gegangen und hab eine relativ behütete Jugend verbracht. Seit ich studiere empfinde ich in Dresden und Freital Schwingungen, die ich vorher nicht wahrgenommen habe. Klar ist mir aufgefallen, dass es Stadtteile gibt, in denen es vorrangig Hooligans und Nazis gibt, aber über die Konsequenz hab ich erst viel später angefangen nachzudenken. Das ist nicht erst seit Pegida da, das war latent schon lange, wenn auch nicht auf den ersten Blick ersichtlich, vorhanden.
Erst als ich diese Umgebung nicht mehr täglich um mich hatte, ist mir aufgefallen, dass das nicht normal ist. Gleichwohl hatte ich noch nie etwas für diesen merkwürdigen und ekelhaften Hass gegen alles Unbekannte übrig. Was ist das eigentlich? Rotten sich da irgendwelche Leute zusammen, die von einer derartigen geistigen Armut gezeichnet sind, dass sie sich nur als etwas wertvolles empfinden können, wenn sie Menschen, denen es wirklich schlecht geht noch so richtig einen drauf geben? Haben die jemals darüber nachgedacht, dass es Menschen gibt, die einfach Hilfe brauchen?

Ach ja, da gibt es ja noch die Mär, dass Asylbewerbern hier alles nachgeworfen würde. Haben Leute, die sowas behauptet jemals ein solches Heim (eigentlich sind es Auffanglager) von innen gesehen? Hat jemals jemand von denen über das Ausmaß an Perspektivlosigkeit nachgedacht, dem diese Menschen ausgesetzt sind? Ich verstehe das alles nicht, aber mit Zwischenmenschlichkeit und logischem Denken muss man an der Stelle nicht kommen.

Als ich versuchte, dieses Gespräch zu führen, kam als Antwort darauf immer wieder: "Und, was geht mich das an? Ich kann nichts dafür, dass es woanders schlecht ist und außerdem weiß man ja, dass die alle Verbrecher sind" Und so weiter, diese Leier ist zur Genüge bekannt. Und mir bleibt immer wieder der Mund offen stehen. Echt jetzt???? Warum dich das interessieren sollte, wie es in solchen Lagern wirklich aussieht? Verdammt nochmal, weil es deine "Argumente" widerlegt! Wieso es dich was angeht, warum diese Menschen flüchten? Weil die Ursachen für Flucht nicht nur im Herkunftsland der Flüchtlinge liegen.

Und in Freital versammelt sich der Mob vor einem Haus voller Menschen und gibt zu verstehen, dass diese nicht willkommen sind. Leider ist die Berichterstattung sehr dürftig. Es gibt kaum offizielle Informationen, auf die man sich wirklich beziehen könnte. Auf Facebook und bei Twitter kann man Feeds von beiden Seiten nachlesen. Beides widerspricht bezüglich der Teilnehmerzahl der öffentlichen Berichterstattung.
Letzten Abend waren es wohl nur ca. 60 Rechte, denen sich im Laufe des Abends und heut des Tages immer mehr Menschenfreunde entgegenstellten aber ich weiß nicht, wo das noch hinführen wird. Es gab gemäß Twitter-Feed Steinwürfe und fliegende Feuerwerkskörper, was aber beides nicht offiziell bestätigt ist. Ich habe echt Angst. Die Übergriffe auf "Andere" nehmen zu. Verdammte Axt! Wer hat euch ins Hirn geschissen, dass ihr vor brauner Brühe keine einzige Hirnzelle mehr aktivieren könnt!?!? Wieso seid ihr der Meinung, dass es auf diesem Planeten Menschen gibt, die weniger wert sind? Wieso meint ihr, dass der Reichtum in diesem Flecken Erde zwar auf der Ausbeutung anderer fußen kann, man aber sobald jemand Hilfe braucht nur noch Steine nach ihm werfen kann?

Montag, 22. Juni 2015

Radeltour die Erste

Und wieder gab es eine kleine Radtour. Dieses Jahr aus Gründen einfach mal allein - eine großartige Entscheidung! Abgesehen davon, dass man beim Radeln wunderbar den Kopf frei bekommt, kann man auch einfach so aus Spaß an der Freude spontan die Route umplanen.

Bereits am ersten Tag dachte ich mir, dass ich eigentlich so richtig Lust auf den Hohenzollernradweg bis Tübingen habe und hab meine Tour dadurch um ca. 70 km verlängert. Keine Ahnung, wie die direkte Strecke gewesen wäre, aber ich bin mir sicher, dass es sich gelohnt hat. Schon allein deshalb, weil ich pünktlich zum Gewittereinbruch in Tuttlingen gelandet bin, wo die Stadt mitten im Park eine kleine Zeltwiese für Durchreisende zur Verfügung gestellt hat. Mitten im Donaupark, neben Hängematten und Skaterpark - wunderbar, wie öffentliche Gelder doch genutzt werden können.

Als ich mich am nächsten Tag auf den weiteren Weg nach Mössingen machte, habe ich mich gleich nochmal über das Gewitter gefreut - es bewahrte mich davor, am Vortag weitere 30/40 km in Angriff zu nehmen, die ich bei dem Höhenprofil ziemlich sicher nicht geschafft hätte. Die schwäbische Alb hat es schon in sich, ist aber echt schön.

Leider war das dann erstmal der letzte Sonnentag, bevor ich nach Tübingen in einen verregneten Irrtag geraten bin. Zunächst hörte mitten im Schönbuch auf einmal die Auszeichnung für die Radwege auf und da war ich nun. Mitten im Regen, mitten im Wald und nur eine grobe Ahnung, in welcher Richtung sich Weil im Schönbuch befindet. Nach ca. 2stündiger Irrfahrt, endlos vielen Wegen, die sich im Nichts verloren fand ich den Ausgang zum Wald sogar an der richtigen Stelle und konnte weiter Richtung Böblingen und Sindelfingen radeln. Theoretisch war das Weiterkommen bis kurz vor Pforzheim kein Problem, nur waren irgendwelche irrsinnig lustigen Scherzkekse der Meinung, dass es eine phänomenale Idee sei, die Beschilderung von Radwanderwegen zu manipulieren - ich war kurz vorm Verzweifeln, bis ich nach einem explodierenden Gespräch mit einer wunderbaren Freundin endlich doch den Ausgang fand. Und weiter ging die Irrfahrt. Nach knapp 100 km von denen vermutlich 40 einer Irrfahrt zu verdanken waren, kam ich völlig erledigt aber glücklich am Zeltplatz an.

Der nächste Tag wäre fast schon wieder eine Irrfahrt geworden, aber Pforzheim gestaltete sich (trotz fehlender Radwanderbeschilderung) als verhältnismäßig übersichtlich und nebenbei auch noch wesentlich charmanter als Böblingen/Sindelfingen (nicht so das Riesenproblem aber immerhin). Die weitere Fahrt bis kurz vor Speyer hat sich als ausgesprochen angenehm gestaltet. Nicht zu heiß, nicht zu kalt und wenigstens trocken. In Speyer hab ich mir überlegt, dass es doch eigentlich eine ganz nette Idee wäre, den Rheintalradweg zu nehmen, da ich es bis Frankfurt (140 km) vermutlich ohne zu stressen sowieso nicht an einem Tag schaffe. Also kurzerhand erneut die Route um 50 km verlängert und ab nach Oppenheim. Der dort in der Radwanderkarte verzeichnete Zeltplatz ist leider nur für Campingclubmitglieder - was für ein Dreck. Kein Mensch auf dem Platz, aber Hauptsache Niemand ist exklusiv unter sich. Was diese seltsamen Dinge von Zeltplätzen angeht, die keine sind, werde ich wohl noch eine Mail an den Bielefelder Verlag schreiben, der die ansonsten grandiosen Karten herausgibt. Zum Glück hat der Wirt von dem Restaurant neben dem Zeltplatz uns auf seinem Grundstück übernachten lassen, sodass um 19 Uhr nicht noch weitere 20 km fällig wurden. Ein riesengroßes Danke (auch von den weiteren 5 Radwanderern die dort strandeten. Leider kann ich aufgrund mangelnder Website nicht verlinken - schade.

Der letzte Tag vor der Halbzeit war Rhein, Main und Fähren gewidmet. Die erste Fähre traf ich in Nierstein - süßes kleines Ding. :) Danach alle paar Kilometer wieder eine, bis ich nach 4 Überfahrten, die schon langsam begannen mich zu irritieren (aber was soll man gegen Beschilderung tun) kam ich in Mainz an. Dort erstmal drei Kreise um vier Straßen, bis sich endlich das Schild nach Frankfurt zeigte. Und dann nichts wie los - nur noch 40 Kilometer bis Eva - juhuuuu. Und alles nur am Fluss entlang, der sich wunderschön in Wiesen und Wälder einbettete. In Frankfurt hab ich eigentlich mit der nächsten Irrfahrt durch eine grausame Betonwiese gerechnet aber nein!!! Der Grüne Gürtel zieht sich quer durch die Stadt, beginnt direkt nach der letzten Fährüberfahrt in Höchst und immer schön die Nidda entlang. Man hat sich so gar nicht wie in Frankfurt gefühlt sondern eher idyllisch - wunderbar.
In Frankfurt selbst dann endlich das Treffen mit einer alten Freundin, mit der ich zusammen Abi gemacht hab und die ich vermutlich schon seit 5 Jahren nicht gesehen habe. So wunderbar und die ganze Zeit bei wunderbarstem Wetter. An dem Tag hab ich mir sogar einen kräftigen Sonnenbrand eingefangen, der der einzige für diesen Urlaub bleiben sollte.

Emotionsdingens

Schon ewig hab ich nichts mehr geschrieben. Das hat mehrere Gründe. Zum Einen war alles viel zu verworren, um es zu schreiben und zum anderen waren die Prozesse, mit denen alles zusammenhing noch nicht abgeschlossen. Ich wollte einfach nicht aufgeben.

Meine Beziehung ist in den letzten Monaten in die Brüche gegangen und das war ein langer Prozess von vielen Missverständnissen und verdammt viel Schmerz. Gleichzeitig dazu hab ich mich auch noch in einen Mann verliebt, bei dem ich mir ganz lang nicht sicher war, ob da nur die Hormone Samba tanzen oder ich mich tatsächlich gerade verliebe. Beides hat nicht wirklich etwas miteinander zu tun, ist aber gleichzeitig passiert. Nachdem die letzten Monate davon geprägt waren, die Beziehung zu verarbeiten - fünf verdammt schöne Jahre, deren Schönheit in einer Art Turbo auf einmal völlig gekippt ist - bin ich nun damit beschäftigt, mich neu zu verorten. Wo bin ich eigentlich, will ich gerade irgendwo anders hin und wenn ja, was oder wo ist das? Dabei handelt es sich eigentlich nicht wirklich um Orte im Räumlichen Sinne, sonder um Orte in mir.

Die Beziehung war offen, vieles war möglich, verlieben war eigentlich nie ein Tabu. Ob das nun wirklich so war oder nur in der Theorie - keine Ahnung.
Dass die Beziehung in eine Schieflage geraten ist, habe ich schon gemerkt, aber ich war nicht im Mindesten gewillt, diese Schönheit aufzugeben und hab mich damit recht lang sehr gequält. Dieser Prozess der Quälerei war zwar verdammt hart und schmerzhaft, hat aber sehr geholfen, dann die eigentliche Trennung zu verdauen. Inzwischen ist zumindest in dieser Hinsicht alles einigermaßen gut, so wie es halt ist. Schön ist etwas anderes, aber es ist OK. Und eigentlich wöllte ich es auch gar nicht mehr anders.

Anders sieht es dabei bei dem Mann aus, in den ich mich verliebt habe. Er hat keine Ahnung, dass ich mich tatsächlich verliebt habe und ich bekomm es auch nicht auf die Reihe, das zu kommunizieren. Das hat mehrere Gründe. Zum Einen gibt es ja die Möglichkeit, dass ich da mit meinen Gefühlen nicht auf Gegenliebe stoße und an der Stelle möchte ich nichts kaputt machen, was sich eigentlich gerade gut anfühlt. Auf der anderen Seite habe ich auch nicht die geringste Lust, jetzt den Turbo anzuwerfen. Ich will mich nicht gleich in die nächste Beziehung stürzen und habe eigentlich auch gerade ziemlich Lust, mich als Single erstmal wiederzufinden.

Was ich da jetzt mit diesem Chaos in mir anfange? Keine Ahnung. Ich sollte einfach mehr Fahrrad fahren - das hilft enorm.