Dienstag, 31. Dezember 2013

Ein schönes Jahr

Diesen Blogpost hab ich schon länger im Kopf, allerdings wollte ich ihn nicht vor Silvester schreiben - wer weiß, was so ein Jahr sich zum Abschied noch so einfallen lässt, wenn man es zu früh lobt.

Die letzten beiden Jahre sind für mich ziemlich fließend ineinander übergegangen. 2012 war denkbar besch.... und hat das eine oder andere auch noch in die Anfänge des neuen Jahres eingestreut und 2013 kündigte sich schon im alten Jahr durch gute Anfänge an. Klingt unglaublich albern, kam mir aber wirklich so vor.

Eines der Dinge, die mir in diesem Jahr begegneten und schon 2012 ihren Anfang nahmen war die Odyssey of Failure. Dieses Barcamp hat die wunderbare Regine ins Leben gerufen und ich habe es mit ihr und weiteren zwei Freunden mitorganisiert. Im November 2013 fand es seinen Abschluss in der c-base in Berlin. Es war toll, ich habe jeden Tag genossen, es hat weitere Dinge in meinem Leben angestoßen und mich sehr intensiv und fruchtbar zum Nachdenken gebracht. Ich freue mich sehr auf die zweite Odyssey 2014.

Auch meine Arbeitslosigkeit fand im Jahre 2013 ihren Abschluss. Zwar nicht in einem Traumjob, aber ich bin sehr zufrieden und habe auch dort sehr tolle Menschen kennengelernt. Dieses Ende der Arbeitslosigkeit hat zur Folge, dass ich endlich einige Sorgen weniger habe und etwas freier leben kann - Geld beruhigt halt doch ungemein, auch wenn es wirklich nicht das Wichtigste ist.

Im Jahr 2013 fand der Couchsurfing-Stammtisch in Konstanz seinen Anfang und mir sind unglaublich interessante Leute begegnet. Diese donnerstäglichen Treffen sind mir inzwischen sehr wichtig und ich geniesse jedes davon. Auch die #tweetUPs in Konstanz waren immer wieder toll - danke an euch alle.

Etwas anderes ist in diesem Jahr allerdings meine sportliche Leistung - obwohl ich sagen muss, dass die Konsequenz, mit der ich weniger Leistung als geplant erbrachte auch schon erwähnenswert ist:
  • Marathon in Dresden: bei Kilometer 32 abgebrochen
  • Halbmarathon in Stuttgart: aufgrund einer bösen Wadenzerrung gar nicht erst angetreten
  • Marathon in München: planmäßig bis zur Halbmarathonmarke gekommen, dann ausgestiegen
  • Halbmarathon in Tübingen: bei Kilometer 12 abgebrochen
Fühlt sich aber gar nicht soooo mies an und die Folge dieses konsequenten Abbrechens und Scheiterns ist ein Trainingsplan für nächstes Jahr - ich freu  mich schon drauf.

Und nicht zu vergessen: die corn-natter wurde in diesem Jahr geboren - mit Regine und Sabine als Geburtshelferinnen. Inzwischen bin ich mit ihr mit großer Freude Ironblogger. :D

Alles in allem: es war ein phantastisches Jahr, es hat sich sein Ende redlich verdient, ich werde es in guter Erinnerung behalten und freue mich aufs Nächste.

Dienstag, 17. Dezember 2013

Gedanken...

Eine Reportage über Brasilien hat mich an sehr intensive Gespräche mit einem Couchsurfer erinnert. Dieser war innerlich absolut zerrissen in Liebe zu der Welt aus der er kommt und tiefem Hass auf all die Menschen, die sich nicht für die Misstände in ihrem Umfeld interessieren. Dieses Zerrissensein kenne ich. Auch ich kann einiges nicht verstehen und die Ignoranz einiger Menschen gegenüber Vielem kann manchmal richtig abstoßend sein.

Ich kann nicht verstehen, wie ein intelligenter Mensch sich keine Gedanken um Klimawandel machen kann. Wie kann es sein, dass Leute, die zu komplexen Gedankengängen fähig sind, den Zusammenhang von Energieverschwendung und Klimawandel/Ressourcenknappheit einfach nicht sehen? Wie kann man Kinderarbeit und Massentierhaltung "schlimm" finden, beim Einkaufen aber nur und ausschließlich nach dem Produktpreis schauen und dabei nicht begreifen, dass jeder Mensch selbst die Welt zu der macht, die sie ist?

Das und noch einiges mehr sind Dinge, die mich ernsthaft zum Hadern bringen und manchmal ziemlich erzürnen. Dabei meine ich nicht die Menschen, die aus welchen Gründen auch immer, keine Kapazitäten übrig haben, sich Gedanken zu machen. Ich meine die Leute, die auf Konfrontationen mit ihrem widersprüchlichem Verhalten mit "Ja, aber..." antworten. Die Leute, die eigentlich in der Lage sind, all die Dinge zu erfassen, es aber einfach nicht tun, weil ein schnelles Auto wichtiger ist.

Aber egal, wie ich über bestimmt Dinge denke - wieso macht es mich wütend? Wieso glaube ich, im Recht zu sein und was veranlasst mich dazu, Menschen zu verurteilen, die die Welt anders sehen? Vielleicht haben die ihren Schwerpunkt nur woanders - auf Dingen, die ich nicht sehe. Wenn dem so ist, dann verleitet meine Wut mich dazu, nicht mehr zuzuhören und ich werde selbst ignorant. Wenn nicht, dann wird meine Wut nichts ändern, sondern lediglich meine Empathie binden, was wiederum dazu führt, dass ich nicht zuhöre und demzufolge auch niemanden erreiche.

Die Wut dieses Couchsurfers zu spüren und direkt zu sehen, wie es ihn innerlich zerreisst und wie sehr er in seinem Dilemma gefangen ist, hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich glaube nicht, dass beständiges Eindringen in die Gedanken anderer Menschen etwas bringt, aber ich habe auch keinen blassen Schimmer, wie man etwas bewirken kann. Denn es ist mir wichtig, dass immer mehr Menschen über die Folgen ihres eigenen Handelns nachdenken. Es ist mir wichtig, dass Umweltschutz und Menschenrechte gefördert werden, dass mehr über Lebensmittelverschwendung nachgedacht wird und ich bin nicht bereit über diese Themen zu schweigen. Aber wie kann man Menschen erreichen, die ihre Kanäle für diese Probleme nicht geöffnet haben ohne übergriffig zuwerden? Ich habe keine Ahnung, ich weiss nur, dass ich meine eigene Kommunikation an vielen Stellen mildern sollte und gelegentlich etwas mehr zuhören sollte.

Sonntag, 1. Dezember 2013

Wohlige Kälte

Eigentlich war es schon immer so, dass ich mit einigen Minusgraden wesentlich mehr anfangen kann, als mit dieser seltsamen Temperaturspanne zwischen 0 und 5°C. Bei Temperaturen unter 0°C kann man alle aufwärmenden Tätigkeiten erst so richtig geniesen. So zum Beispiel heute:

Wir erwachten und beim Blick aus dem Fenster zeigten sich Raureif und Sonne. Tolle Kombination - kalt und dennoch schön.
Zur Feier des Tages - immerhin war ja der 1. Advent - wurde eine Riesenportion Spekulatius und Kaffee mit Baileys verfrühstückt. Als dies zur gewünschten Entspannung geführt hat, schnappten wir uns die Räder und fuhren zum Adventsglühwein in einem der schönsten Biergärten der Stadt: bei Lagerfeuer lecker Angegrilltes, fantastischen Kuchen, Muffins, Musik und Glühwein.

Nachdem wir dies ein wenig genossen haben und auch die Musik eine Pause machte, sind wir weiter in ein thailändisches Restaurant um den noch verbleibenden Hunger zu stillen. Ich kann nur sagen - sehr lecker. Die Würze ist bei den milderen Gerichten sehr abgerundet, die Zutaten frisch, die Bedienung freundlich und für Leute, die es wie ich schärfer mögen: yummy. Nach dem Essen war ich so richtig schön von innen durchgewärmt. Das war auch gut so, denn aufgrund eines Plattfußes am Hinterreifen, mussten wir die Räder zur Therme schieben.

Dieser Fußmarsch sorgte dafür, dass die Saunawärme auch schon wieder nötig war. Bereits in weiser Vorraussicht gebucht war ein Massagetermin. Bei dieser Massage waren wir schon das zweite mal und wurden wieder wunderbarst geknetet. Anschließend die Muskulatur bei verschiedenen Aufgüssen noch einmal ordentlich durchwärmen und fertig ist der perfekte Sonntag.

Ich liebe es, an Sonntagen frei zu haben - die werden fast immer fantastisch. :D

Sonntag, 24. November 2013

Die Verdammung der Religion

In letzter Zeit kommen mir mal wieder gehäuft Diskussionen über und um Religion(en) unter, deren Tonart ich nicht ganz nachvollziehen kann. Meist fangen Atheisten an, sich unglaublich aggressiv gegen jede Form der Religion zu wehren, obwohl niemand auch nur um Ansatz versucht hat, sie von irgendetwas zu überzeugen. Da werden alle Verbrechen, die jemals im Namen der Religion verübt wurden über einen Kamm geschert und die Religion an sich ist auf einmal die Ursache allen Übels in der Welt.

Auch ich bin nicht gläubig und recht froh, wenn niemand versucht, mich zu missionieren - was zum Glück auch noch nicht oft vorgekommen ist. Allerdings kann ich diesen quasireligiösen Eifer, mit dem Religion verteufelt wird nicht ganz nachvollziehen. Ich glaube, dass es eher sehr irdische Machtstrukturen sind, die dazu führen, dass gesellschaftliche Regeln (egal ob nun religiös begründet oder nicht) so umgedeutet werden, dass Andersartigkeit (welcher Art auch immer) unterdrückt wird. Religion nun so vollkommen abzuweisen und sogar jedes Nachdenken darüber zu verweigern ist nichts anderes, als genau derselbe Mechanismus. Mal ganz abgesehen davon bekommt jede Religion erst durch ihre gelebte Interpretation ihre Charakterzüge - und die sind denkbar unterschiedlich und wie ich finde auch noch interessant. Mit Sicherheit finde ich nicht alles toll, was im Namen von institutionalisierter Religion geschehen ist und geschieht - dazu gibt es auch keinerlei Anlass - aber Hauptmerkmal der institutionalisierten Religion ist nun mal, dass sie von Menschen interpretiert und vereinheitlicht wurde.

Ich bin ernsthaft der Meinung, dass nur durch gegenseitiges Interesse auch Verständnis geschaffen werden kann. Nur durch Verständnis und aktives Zuhören können Konflikte bereinigt oder vermieden werden. Eine Verteufelung von dem Anderen bringt dabei nicht wirlich etwas und so ganz nebenbei find ich das neben gefährlich auch noch sehr schade. Man muss nicht alles verstehen und unterstützen, was so vor sich geht, aber Akzeptanz ist schon ein guter Schritt.

Sonntag, 17. November 2013

Die Welt scheint manchmal aus der Ziffer 2 zu bestehen

In letzter Zeit komme ich immer mal wieder mit dem Konflikt zwischen realem Leben und gesellschaftlicher Werteordnung in Berührung. Ganz aktuell war das eine Reportage über intersexuelle Menschen und die Feststellung, dass eine lesbische Freundin jetzt wohl hetero sei, weil sie sich in einen Mann verliebte.

Da stellt sich mir die Frage, weshalb immer alles in zwei Teilen konstruiert wird. Wieso sind die Zwischenräume so selten wahrnehmbar und werden noch viel seltener diskutiert? Es gibt bisexuelle Menschen und es gibt noch viele andere Orientierungen im Raum der Sexualität. Für all diese eine Kategorie zu finden, dürfte sich schwierig gestalten und ist auch gar nicht notwendig - geht es doch eigentlich immer nur exakt die beteiligten Personen etwas an.

Auch in Sachen Geschlecht und Gender ist die Zuordnung nicht immer klar. Ich persönlich empfinde es als großen Schritt nach vorn, dass die Kategorie Geschlecht nun nicht mehr zwingend im Pass stehen muss. Ich halte eine derartige genaue Zuordnung im Übrigen auch für irrelevant. Die meisten Menschen definieren sich nicht allein durch das Vorhandensein von Genitalien. Dass die Zuordnung so wichtig ist, entspring eher einem gesellschaftlichem Konstrukt, welches nur bedingt der Realität entspricht.

Aber nicht nur in Form von bipolaren Oppositionen dominiert die "2" unsere Welt. Auch in sozialen Beziehungen sticht sie hervor. Es können laut gesellschaftlichem Konstrukt immer nur exakt zwei Menschen in einer intimen Beziehung sein. Nur zwei Menschen erziehen die Kinder, beste Freunde sind auch immer nur zwei.
Ich für meinen Teil finde das komisch. Es ist noch nicht vorgekommen, dass eine Person in meinem Leben weniger wichtig geworden wäre, nur weil eine andere Person dazukommt und gleichermaßen wichtig für mich ist.

Die Organisation des Lebens in ein bipolares Gerüst ist recht einfach, um "Werte" und "Ordnung" zu schaffen. Allerdings kenne ich (neben mir) verdammt viele Menschen, denen dieses Gerüst einfach zu eng ist. Das hat dabei nichts mit Werteverfall zu tun. Egal wie man ist, (sich) fühlt oder wen/wie viele man liebt: wichtig ist eigentlich nur, dass man das ehrlich tut.

Ich fände es schön, wenn weniger auf diese bipolaren Ordnungen geschaut würde. Wenn man versuchen würde, Menschen erst kennenzulernen, bevor man sie anhand von scheinbar offensichtlichen Merkmalen einordnet. Ich mag diese bipolare Ordnung nicht und ich kenne wenig Menschen, die in diese hineinpassen. Leider orientieren sich auch viele Menschen, die nicht in die bipolare Welt passen an deren Wertordnung, was wiederum zu Unehrlichkeit führt. Schade.

Sonntag, 10. November 2013

Überbordend

Während der Odyssey of Failure in Berlin habe ich unglaublich interessante Menschen getroffen, sehr inspirierende Gespräche geführt und vor allem haben einige der Sessions ein inneres Umrühren in mir bewirkt.

Die Folge war, dass ich vor Energie strotzend nach Konstanz zurückgekommen bin und das Bedürfnis hatte und habe, alles gleichzeitig, jetzt und sofort anzufassen. Das betrifft die Literaturrecherche zu einigen spannenden ethnologischen Themen, Weiterbildungsvorhaben in so technischen Dingen (man wird sehen, was draus wird. Auf jeden Fall macht es Spaß), einige Themen, die ich mit Freunden, Bekannten und meinem Partner ansprechen will, mein Lauftraining (immerhin will man den nächsten Lauf ja wieder finishen), diverse andere Aktivitäten und dann natürlich noch so ein paar nervige Kleinigkeiten, die man machen muss, obwohl man nicht will.

Infolge dieser ganzen Vorhaben habe ich in einer einzigen Woche geschlagene 180 € für Bücher ausgegeben, die ich zum Großteil auch schon mit großer Faszination angelesen habe, meinen PC mit vielen neuen Dingen versorgt, mir einen gehörigen Muskelkater verpasst und recht wenig geschlafen. Zu den notwendigen aber unangenehmen Dingen bin ich natürlich nicht gekommen - geht ja nächste Woche auch noch...

Nächste Woche geht es wieder genauso weiter, nur dass die vorerst im Zeichen der notwendigen und unangenehmen Dinge stehen wird, bevor ich all dem nachgehe, wofür ich gerade mordsmäßig motiviert bin.

Danach werde ich wohl irgendwann mal realisieren müssen, dass ich meine Motivationen und Ziele in eine vorgegebene Realität einorden muss. Das wiederum betrifft die sehr begrenzte Stundenanzahl des Tages (24 find ich echt mager), meinen Geldbeutel (so toll Bücher und so auch sind), meine eigene Hirnkapazität und die persönlichen Grenzen von Freunden und Bekannten - die können auch nicht alles aufnehmen, was bei mir gerade so rumspukt.

Sonntag, 3. November 2013

Die Debatte um das Erlernen des Scheiterns #fail13

Eine Diskussion, die es auf dem Barcamp des Scheiterns durchaus gab und zu der ich gern meinen eigenen Senf abgeben möchte:

Zur Zeit könnte man das Gefühl bekommen, das Scheitern wäre in der Gesellschaft angekommen. In allen Zeitschriften und Zeitungen liest man, dass man das Scheitern lernen kann und es gibt sogar Veranstaltungen, die das Scheitern als sexy anpreisen. Hintenrum kommt dann die Botschaft, dass man Scheitern können muss,um erfolgreich zu sein. Scheitern kann man erlernen, um wirklich erfolgreich zu sein.

Wie bitte? Liebe Leute. Wieso muss denn auch noch dieses Thema dazu benutzt werden, weiteren Erfolgsdruck zu generieren? Wie soll man das Scheitern denn genau erlernen und gibt es dazu dann auch messbare Skills?

Auch ich halte eine Debatte um das Scheitern für sehr wichtig und für noch viel wichtiger halte ich es, das Scheitern als wichtigen Teil des Lebens zu thematisieren. Allerdings diesen Gedanken wiederum in einen Erfolgszwang zu pressen und Scheitern als Mittel zum Erfolg zu missbrauchen halte ich für verfehlt und perfide.

Ich möchte an der Stelle dafür plädieren, das Scheitern einfach mal sein zu lassen, was es ist: ein Endpunkt. Was man anschließend aus der Erfahrung macht ist eine völlig andere Sache. Zunächst muss man durch den Prozess gehen, das Ende anerkennen und durchleben. Das ist nicht zwangsläufig schön, muss aber auch nicht unbedingt unerträglich schmerzhaft sein - kann es aber beides. Wenn man diesen Prozess der Anerkennung überspringt indem man gleich davon ausgeht, dass diese Erfahrung einen später weiterbringen wird und es sich ja eigentlich wie bei allem (und sowieso) um etwas Positives handelt glaube ich nicht, dass man sich dem Scheitern wirklich stellt.

Das Scheitern zu erlernen, um erfolgreich zu sein oder auch das Vorhaben postiv, schöner, sexy (oder was da auch sonst noch so kursiert) geht an der Sache selbt vorbei. Menschen scheitern; egal ob sie es "erlernt" haben oder nicht. Angenehm wird es den Wenigsten sein. Natürlich ist eine Lehre, die man aus der Situation mitnehmen kann nicht ausgeschlossen - muss aber auch nicht sein. Zu unterstellen, dass immer ein Fehler passiert ist, unterstellt Schuld und auch darum geht es nicht. Manchmal passen einfach die Umstände nicht und schon geht eine Sache schief. Lehren, die man aus einem solchen Scheitern zieht, dürften (zumindest konkret) kaum anwendbar sein, wenn man auch als Mensch daran wachsen kann. Das Wachsen liegt dann aber eher an der gemachten Erfahrung und des Anerkennens, als an den Lehren.

Eine weitere Sache stört mich an der Debatte um das gute, schöne, schlechte, bessere Scheitern und das sind die wertenden Adjektive. Ich glaube einfach nicht, dass sich Scheitern in diesen Begriffen bewerten lässt. Und falls doch, dann höchst individuell und von einer Situation in die nächste wieder anders.

Auch wenn gerade nahezu inflationär über Scheitern gesprochen wird, habe ich nicht den Eindruck, dass sich dadurch wirklich ein Blickwinkel verschiebt - sehr schade, aber genau darüber sprechen wir ja.

Samstag, 2. November 2013

Der Odyssey erster Teil #fail13

Der Sessionteil des ersten Tages der Odyssey of Failure ist vorbei und ich bin begeistert. Es ist ein schönes kleines Barcamp mit sehr intimier Atmosphäre geworden. Unglaublich interessante Leute, wahnsinnig tiefe Themen. Der Anteil der Selbsthilfegruppen-Stimmung hält sich in Grenzen und ist in genau dem Maße vorhanden, wie es angenehm ist.

Bereits die Eröffnungssession von Regine offenbarte einen schönen, tiefgründigen Humor, der sich auch im weiteren Verlauf des Tages häufiger zeigen sollte.

Es sind Themen aufgetreten, die mich sehr persönlich berühren und deren Diskussion mich aufgewühlt und befriedigt hat. Für die Blogpost des Jahresrestes bin ich auf jeden Fall hervorragend mit Anregungen ausgestattet.

Weitere Themen haben mich nicht nur berührt, sondern auch deutlich zum Nachdenken gebracht. Es gibt da Themen in meinem Leben, bei denen ich aus purer Angst vor möglichen Folgen gescheitert bin, sie überhaupt anzusprechen. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee ist, aber mit behutsamem Feingefühl dürfte es möglich sein, sich zumindest anzutasten.

Für heut ist noch ein gemütliches Hangaround geplant und ich freue mich auf weitere tolle Gespräche und die Sessions von morgen, die auch noch vieles Interessantes versprechen.

Bereits in der Struktur gescheitert

Scheitern wird häufig sehr individuell wahrgenommen und thematisiert. Es ist auch meist ein sehr persönliches Thema. Allerdings fehlt dieser Betrachtung ein wesentlicher Punkt, den ich bereits an anderer Stelle thematisiert habe.

Wenn Menschen ausgegrenzt werden, weil sie nicht in eine bestimmte Gesellschaftsstruktur passen, ist das Scheitern eigentlich kollketiv - in mehrfacher Hinsicht. Zum einen wird gemeinschaftlich auf das Scheitern von Menschen hingearbeitet, zum anderen scheitert ein ganzes Kollektiv daran, Menschen zu integrieren und damit selbst den Blick zu erweitern.

Welche Natur das Anderssein hat, spielt dabei nur im konkreten Beispiel eine Rolle. Es kann sich dabei um Hautfarbe, Nationalität, Religion, sexuelle Orientierung, Körperform oder jedes beliebige andere Merkmal handeln. Irgendwie hat man ja sein "ästhetisches Empfinden". Irgendwie gibt es ja Regeln und irgendwie ist ja alles klar. Und wenn man sich so gemütlich in seinem Gebilde von Gesellschaft eingerichtet hat, ist natürlich alles, was anders ist erst einmal eine Bedrohung.

Menschen, die wir durch solche Xenophobie ausgrenzen, können gegen ihre Situation dabei relativ wenig tun. Natürlich gibt es auch Persönlichkeiten, die genau durch ihr Anderssein profitieren - aber das ist nicht die Mehrheit. Viel zu häufig trauen sich Menschen nicht, sich zu outen, weil sie Angst vor Diskriminierung haben. Viel zu häufig werden Menschen aufgrund von Religion ausgeschlossen, aufgrund von sichtbaren oder nicht sichtbaren Merkmalen bei Aktivitäten, Jobs, Gesprächen benachteiligt oder gesondert behandelt. Diesen Leuten kann man nicht einfach sagen, sie mögen sich ihr Scheitern genau ansehen und da durch gehen, denn es ist in diesen Fällen nicht individuell gelagert.

Aus gesellschaftlicher Sicht sollt man sich neben dem moralischen Aspekt auch fragen, welche Potentiale verloren gehen, wenn alles was nicht sorfort begreifbar ist, ausgegrenzt wird. Da sind so viele Standpunkte, Weltsichten, Erfahrungen, spannende Themen, die verlorengehen, nur weil man Angst vor dem Verlust des aktuellen Gerüsts hat.

Eigentlich sollte sich jeder nur trauen, selbst zu scheitern und dem Unbekannten eine Chance geben. Wenn wir das in der gesellschaftlichen Mehrheit schaffen, kann strukturalisiertes Scheitern eingegrenzt werden.

Freitag, 1. November 2013

Kurz vor Start: Die Odyssey of Failure

Ich bin in Berlin. Wir schreiben den 1. November 2013 - Allerheiligen.

Seit fast einem Jahr sind Regine, Holger und ich dabei, die Odyssey of Failure zu organisieren. Immer wieder hatten wir Momente, in denen wir dachten, dass wir das Ganze vielleicht verschieben sollten oder teilweise auch daran zweifelten, das Ding gewuppt zu bekommen.
Immer wieder machte der (zugegebenermaßen nicht der allerbeste) Witz die Runde, dass es nur konsequent ist, wenn wir mit einem Barcamp des Scheiterns scheitern - hahaha ;)

Jetzt sitzen wir in Regines Wohnzimmer und denken über die letzten Dinge nach, die noch getan werden müssen. Barcamptassen werden genau in diesem Moment geliefert, ein paar Einkäufe müssen noch gemacht werden, wir feilen an unseren Sessions. Der Zeitplan steht, die Nervosität steigt. So langsam wird es ernst.
Hier die Tassen inklusive Dank an unsere Sponsoren (nugg.ad, Sonntagmorgenhttp://www.apfelzet.de/, und datarella):

 Wir sind gespannt, wie sich das Ganze entwickeln wird, freuen uns auf die Leute die kommen und freuen uns über jeden, der uns auf dem Weg hierher unterstützt hat.
Wer in Berlin ist und neugierig ist, kann gern noch in der c-base vorbeikommen. Yeah - das wird grandios!!!

Sonntag, 27. Oktober 2013

Authentizität und Rollen


Immer wieder beobachte ich an mir selbst, wie ich mich in bestimmten Situationen völlig anders verhalte und beobachte dies auch an anderen Menschen.
Nun habe ich mich letztens mit jemandem unterhalten, der diese Neigung sein Verhalten der aktuellen Rolle anzupassen als unauthentisch empfindet. Ich beginne, darüber nachzudenken und komme immer wieder zu dem Schluss, dass es doch eigentlich in einem gewissen Rahmen vollkommen normal ist, sein Verhalten anzupassen.
Zum Einen kann man nicht von allen Mitmenschen verlangen, auf demselben Informationsstand zu sein, zum anderen haben soziale Beziehungen unterschiedliche Ausprägungen.

Einem guten Freund gegenüber verhalte ich mich logischerweise anders als meinem Freund gegenüber. Ebenso benutze ich in Gegenwart unterschiedlicher Menschen verschiedene Wörter, um verstanden zu werden.

Vielleicht habe ich die Sache ja falsch verstanden, aber mit fehlender Authentizität hat das meiner Meinung nach erst dann etwas zu tun, wenn man seine Anschauungen dem Umfeld anpasst und davon sind die meisten Menschen glücklicherweise sehr weit entfernt.

Samstag, 19. Oktober 2013

Mein erster Geocache

Dieses Jahr scheint absolut das Jahr der neuen Erfahrungen in meinem Leben zu sein. Erst werde ich im Frühjahr durch eine liebe Freundin in die Welt des Internets mit Social Media entführt, fange an zu bloggen und besuchte mein erstes Barcamp. Nun fange ich dank derselben Freundin mit dem Geocachen an. Alles zusammen ausgesprochen geniale Erfahrungen.

Jene Freundin ist mit ihrem Freund glücklicherweise auf ein verlängertes Wochenende zu Besuch und somit ist genügend Zeit, das Neue ausführlich zu erproben und zu genießen.

Der erste Cache war fantastisch! Wir haben das eigentliche Ziel zwar nicht gefunden, aber dennoch eine sagenhaft tolle Nacht gehabt.
Wir begaben uns pünktlich nach Feierabend (0:00 Uhr) zu einer Burgruine mitten im Nirgendwo an einem Bodenseezipfel. Der Mond war fast voll und ersetzte beinahe die Taschenlampen. Bei sternklarem Himmel begaben wir uns auf die Suche nach dem ersten Punkt auf der Reise und entschlüsselten so einige Koordinaten. Die verschiedenen Stationen waren sehr liebevoll und aufwendig gestaltet, dass die Suche auch bei Schwierigkeiten eine echte Freude war. Ein Gelände auf diese Art zu erkunden hat etwas sehr Tolles.
Nach einigen Stationen konnten wir die Rätsel zwar leider nicht mehr lösen und verloren demnach die Spur und konnten auch den finalen Cache nicht mehr loggen, aber ein Spaziergang durch die Ruine und der Ausblick über den See waren so großartig, dass das kaum noch wichtig war.

Bei sternenklarem Himmel befanden wir uns auf dem Gipfel eines Berges inmitten eines alten, verfallenen Gebäudes und hatten einen sagenhaften Ausblick. Auf der einen Seite finsterer Wald mit gelegentlich leicht beleuchteten Häuschen, auf der anderen Seite der Bodensee, über welchem sich der Nebel langsam entwickelte. Traumhaft.

Mit diesem ersten Cache bin ich definitiv infiziert - auch wenn wir ihn eigentlich nicht gefunden haben.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Unausgesprochenes

Eigentlich bin ich ein großer Freund der klaren Worte. Unausgesprochene Bedürfnisse, Neigungen und Abneigungen führen fast immer zu Missverständnissen. Wenn man meint, Bedürfnisse seines Gegenübers zu spüren, kann man sich tierisch irren und durch das Nicht-Aussprechen große Verwirrung provozieren.


Ist aber gar nicht so leicht – klar formulieren, worum es eigentlich geht, den richtigen Ton finden, nicht verletzen, sich selbst nicht entblößen und so weiter.
Vielleicht ist es ja auch manchmal besser, die Dinge nicht anzusprechen und alles so zu lassen, wie es ist – vor allem wenn der bestehende Zustand sich gut anfühlt. Vielleicht hat aber auch das Gefühl recht, dass die Dinge gern geklärt wären.


Bei aller Liebe zur Ehrlichkeit: man sollte erst mal die eigenen Bedürfnisse sondieren und verstehen, bevor man sie in aller Offenheit auf den Tisch legt – sonst führen genau diese klaren Worte zu wesentlich mehr Missverständnissen, als das Unausgesprochene.

Dienstag, 24. September 2013

#bcs6 Barcamp Stuttgart

Nachdem ich vom Barcamp Bodensee bereits sehr angetan war, freute ich mich schon lange auf das nächste in Stuttgart.

Bereits im Vorfeld wurde heftig die Vorfreude geschürt, indem immer mehr liebe Leute bekanntgaben, auch dort zu sein. Als dann der Jay F. Kay auch noch von dem Barcamp Stuttgart als Genussbarcamp bloggte, war die Vorfreude komplett.

Schon das Vorglühen war phantastisch. Einige der Barcamper versammelten sich Freitag abend zum gemütlichen GetTogether im Ratskeller. Es war ein fröhlicher Umtrunk und wie nicht anders zu erwarten, gab es mehrere Situationen, in denen ich ganze Sturzbäche lachte. Die obligatorischen Werwölfe machten die Umwelt unsicher, Dörfler fahndeten nach ihnen und waren dabei glücklicherweise nicht immer erfolgreich ;)

Der nächste Morgen begann nach herzlich wenig Schlaf aber in vollkommener Vorfreude bereits um 8 Uhr. Nach einigen kleineren Hilfestellungen in Sachen Aufbau (das Ganze war phänomenal organisiert), ging es über zum Frühstück. An der Stelle wurde klar, dass der Blogpost des Jay alles andere als übertrieben war. Was da aufgefahren wurde, war einfach himmlisch! Feine Pancakes, Brot, Brötchen, Croissants, Käse, Wurst, Marmelade, Früchte und noch mehr. Leckeren Kaffee, nette Gespräche, tolle Leute - ein Hochgenuss!

Nachdem die hungrigen Mäuler gestopft waren, versammelte sich die lustige Barcampgemeinde im zweiten Stock zur Eröffnungssession: Alle Teilnehmer stellten sich vor, die Sponsoren wurden vorgestellt und es folgte die Sessionplanung. Man hätte sich an der Stelle schon zerrupfen mögen: so viele interessante und spannende Sachen und alles in einem so engen Zeitfenster - der Hammer!

Da mein Zeitfenster leider noch viel enger war als das des Barcamps musste ich Entscheidungen treffen und konnte nur an wenigen Sessions teilnehmen. Was ich allerdings erlebte war wirklich interessant! Wir diskutierten rege über Recht im Netz (die Session hätte gern einige Stunden länger gehen können - DANKE), dieMöglichkeit mit PR die Welt zu retten (tausend Dank, das war megaspannend) und ich bekam interessante Einblicke in die Arbeit von Community Managern.

Neben den tollen Sessions, von denen ich viel zu wenige besuchen konnte hab ich mal wieder unglaublich interessante Leute kennengelernt. In den nächsten Tagen werde ich einiges zu tun haben, diese Kontakte wirklich in mein Leben zu übertragen und freue mich darauf.

Zu guter Letzt muss den Organisatoren und Sponsoren noch ein Lied gesungen werden: Leute, ihr seid PHANTASTISCH!!! Ein unglaubliches Catering, Hilfsbereitschaft ohne Ende, zwischenmenschliches Begegnen das Freude macht - toll! Ohne die vielen Sponsoren und Unterstützer sind Barcamps nicht möglich und dafür gebührt ihnen großer Dank! Und der liebe Jan - WAHNSINN!!! DANKE!!!

Schon jetzt freu ich mich auf das nächste Barcamp in Stuttgart. Bis dahin steht aber noch einiges auf dem Programm. Ganz sicher zum Beispiel die Webcon in Aachen, die Odyssey of Failure in Berlin (in eigener Sache: schaut gern auf Facebook, Startnext und Twitter bei uns vorbei :) ), die Re:publica in Berlin und das Barcamp Bodensee in Friedrichshafen.
Alles für sich genommen Events, die man nicht verpassen sollte und die mich schon jetzt berreichern :D

Samstag, 14. September 2013

Danke!

Gerade hab ich das Gefühl, einfach mal Danke sagen zu wollen. An all die Freunde, die immer wieder für mich da sind. Für all die wundervollen Abende, die tollen Gespräche, die viele Unterstützung.
Es gibt Momente, da wird mir einfach bewusst, was für ein wahnsinniges Glück ich mit meiner sozialen Umgebung hab:
Ein wundervoller Partner, eine Familie, die bislang immer zu mir stand und unglaublich liebenswerte Menschen im Freundeskreis.

Ich bin über jeden von euch glücklich und bin dankbar, dass es euch gibt! Ich weiß, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, Leute wie euch zu haben und kenne auch Menschen, die dieses Glück nicht haben. Beides ist mir gestern ziemlich stark bewusst geworden.

Der Kontakt mit einem lieben Freund, den ich noch gar nicht so lang kenne, der mir aber schon sehr am Herzen liegt. Es ist toll, einfach mal für einen schönen Abend vorbeikommen zu können - danke :)

Eine tolle Freundin, die ich Ende des letzten, Anfang dieses Jahres in einer recht intensiven Phase kennengelernt hab. Mit ihr sind so wahnsinnig viele Dinge erst möglich geworden und mit ihr haben sich Einblicke in völlig neue Welten eröffnet - danke! :)

Mein Partner, bei dem ich gar nicht genug sagen kann, wie froh ich bin, ihn zu kennen. Es ist unglaublich toll, jemanden wie dich an seiner Seite zu wissen! Danke! :)

Auch wenn ich ein wenig zurückdenke... Da gab es Situationen, in denen es mir weniger gut ging und in denen ich mich immer auf euch verlassen konnte. Ich weiß nicht, wie ich das letzte Jahr ohne meine Freunde und meinen Freund geschafft hätte - danke! :)

Eine ganz besondere Freundin (unsere Freundschaft hat inzwischen schon 25 Jahre überlebt) - wir sehen uns sehr selten, da wir geringfügige 1000 km voneinander entfernt sind. Aber auch wenn wir schon Ewigkeiten nichts mehr voneinander gehört haben, ist alles wieder wunderbar, wenn wir uns sehen. Wir konnten uns schon immer aufeinander verlassen und sie ist einer der Menschen, bei denen ich mir ganz sicher bin, dass die Freundschaft auch in 25 Jahren noch existieren wird. Danke, dass es dich gibt!

Meine Familie, meine Eltern, mein Bruder, meine Oma, die vielen Tanten und Onkels, Cousinen und Cousins - ihr glaubt gar nicht, wie froh ich um euch bin! Danke! :)

Es gibt noch so wahnsinnig viele andere Menschen, die hier ihre eigenen Zeilen verdient hätten. Bitte nehmt es mir nicht übel - ihr seid alle auch gemeint. Ohne euch alle, wäre mein Leben nicht so toll und dieses kleine Danke musste nun endlich mal raus. Jeder von euch ist so wahnsinnig liebenswert und ich möchte nicht auf euch verzichten. Danke :)

Donnerstag, 5. September 2013

Es geht nicht nur um "positives Denken"

Seit ich mich intensiver mit dem Scheitern beschäftige, bemerke ich auch eine verstärkte öffentliche Debatte zu diesem Thema.

Nach meinem letzten Blogpost zu diesem Thema wurde der Artikel in der Zeit über das Scheitern verlinkt (dafür vielen Dank dafür an Sanya Zillich). So dankbar ich für jedes öffentliche Statement für eine konstruktive Kultur des Scheiterns bin, so sehr meine ich auch, dass einige Äußerungen noch einmal kritisch hinterfragt werden sollten. Häufig wird das "Scheitern können" damit gleichgesetzt, dass man den negativen Aspekten im Leben Gutes abgewinnen kann. Es geht allerdings nicht nur darum, sich möglichst schnell von negativem Erleben zu lösen.

Aus diesem Grund wede ich hier einige Gedanken aus dem Zeitartikel noch einmal reflektieren.
Ganz am Anfang ist mir die Formulierung aufgefallen, dass "Stehaufmännchen" weniger grübeln und schneller von negativen Gedanken loskommen. Es geht aber, so finde zumindest ich, nicht nur darum, von negativen Gedanken loszukommen. Es kann auch nicht darum gehen, dies möglichst schnell zu tun und dann "positiv" weiterzuleben. Vielmehr geht es im "Scheitern können" meines Erachtens darum, dass man sich intensiv mit dem Moment des Scheiterns und dem Weg dahin auseinandersetzt. Konstruktiv ist nicht einfach ein Interpretieren, bis es positiv erscheint, sondern vielmehr ein Prozess des Verstehens. Wenn ich davon ausgehe, dass ich nur dann gut gescheitert bin, wenn ich dem Schmerz letztendlich etwas wirklich Positives abgewinne, setze ich mich selbst unter Druck. Nicht jeder Endpunkt lässt sich so deuten, manches ist und bleibt einfach eine menschliche Katastrophe und sollte dann auch als diese anerkannt werden dürfen.

Besonders markant der Abschnitt über Politiker, der tatsächlich ein gesellschaftliches Abbild zeichnet: Erfolge werden dem eigenen Tun zugeschrieben, Misserfolge den äußeren Umständen. Die Frage ist: Woran liegt das, und was hat diese Denke zur Folge?
Ursache für dieses "Schuld" wegschieben und Erfolg nur dem eigenen Können zuzurechnen ist ein enormer gesellschaftlicher Druck, ein möglichst idealer Mensch sein zu müssen. Fehler werden nicht einfach als solche angesehen, sondern als persönliches und menschliches Versagen. Geteilte Erfolge hingegen können dem einzelnen nicht mehr konkret zugerechnet werden und machen sich demnach in der eigenen Erfolgsgeschichte weniger gut. Die Realität sieht allerdings vollkommen anders aus. Sowohl Erfolge als auch Fehlschläge sind immer (ich meine wirklich IMMER) mehreren Faktoren zuzurechnen. Der wichtigste Aspekt in beiden Fällen ist nicht die Schuld (positiv dann der konkrete Verdienst), sondern das, was ich daraus mache.

Das ständige Streben nach Verbesserung, dieser Drang nach Perfektinismus ist nicht nur Ursache für viele psychische Erkrankungen, es ist auch noch zum Scheitern verurteilt. Man kann sich mühen, wie man will - das Stadium des Perfekten wird kein Mensch jemals erreichen. Wer sich so etwas allen Ernstes vornimmt, wird daran scheitern und dies als logische Konsequenz so leicht nicht anerkennen können. Diese individuelle Katastrophe ist aber nicht alles.
Dieses Streben verursacht auch eine ziemlich üblen Egoismus. Dieser schlägt sich genau darin wieder, dass Erfolge nur der eigenen Person zugeordnet werden und Fehlschläge anderen Menschen. So zersetzt sich Stück für Stück ein zwischenmenschliches Miteinander und eine gesunde Gesellschaftsstruktur.

Letztendlich ist es tatsächlich so, dass der Moment des Scheiterns wohl für niemanden und zu keinem Zeitpunkt angenehm ist. Es tut teilweise sogar verdammt weh und kann einen innerlich ziemlich zerlegen. Humor ist ein gutes Mittel, mit Niederlagen umzugehen, allerdings ist dies wesentlich leichter gesagt als getan. Um überhaupt dazu fähig zu sein, bedarf es verdammt viel Übung und vor allem eine weniger auf Erfolg ausgerichtete Gesellschaft. Der Ansatz, bereits Kinder mit dem Scheitern in Berührung zu bringen, indem der Lernprozess nicht auf das Ergebnis sondern auf den Prozess ausgerichtet ist, halte ich für eine ausgesprochen gute Idee.

Einige Schlusspunkte des Artikels empfinde ich allerdings eher seltsam. Da wird davon gesprochen, dass eine Kultur des Scheiterns eine größere Fehlertoleranz voraussetzt, eine zu hohe hingegen nicht förderlich ist. Dieser Gedanke vergisst leider, dass nicht jedem Scheitern ein Fehler vorausgegangen sein muss. Abgesehen davon, dass es nicht um Fehler oder Schuld geht, kann man tatsächlich zu jedem Zeitpunkt die bestmögliche Entscheidung treffen, anschließend dennoch "an die Wand fahren" weil sich einfach die Umstände geändert haben. Mit Fehlern hat das dann rein gar nichts zu tun.


Im Großen und Ganzen fand ich den Artikel gelungen und freue mich, dass diese Thematik (die mir ungemein am Herzen liegt) allmählich größere Gesellschafltiche Beachtung findet. Wenn wir es nun noch schaffen, unser Leben nicht mehr ständig auf Wachstum und Erfolg auszurichten, ist Platz für 'ne ganze Menge Menschlichkeit - ich freu mich drauf.

Mittwoch, 28. August 2013

Ich glaub es hackt!

Boah bin ich gerade geladen, das kann man sich kaum vorstellen. Grund dafür ist ein Beitrag über Marzahn-Hellersdorf.

Die Hellersdorfer fühlen sich in ihrer Ruhe gestört. Nee, wie niedlich. Man mag sich nicht auf eine Seite schlagen, eigentlich nur seine Ruhe haben, denn man ackert ja wie verrückt. Sagt mal, geht's noch?

Man stelle sich mal vor, die armen braven Bürger müssen sich ernstlich damit konfrontieren, dass unsere spießbürgerliche mitteleuropäische Idylle nicht wirklich alles ist, was es auf dieser Welt gibt. Ja denkt denn irgenwer tatsächlich, dass ein Mensch diese Odyssey der Flucht freiwillig auf sich nimmt? Wie willkommen andere Menschen in manchen Teilen Deutschlands sind, hat sich mittlerweile fast überall auf der Welt herumgesprochen - dennoch flüchten Menschen hierher. Das tun die nicht aus Spaß! Da geht es ums nackte Überleben!

Jetzt mal ganz abgesehen davon, dass ich sowieso kein Freund der Nationalstaatlichkeit bin, ist es aus purer Menschlichkeit unsere Pflicht, Menschen in Not zu helfen. Es gibt so etwas wie Menschenrechte und es leuchtet mir absolut nicht ein, warum man diese von Nationalitäten abhängig machen soll.

Leute, macht doch bitte die Augen auf! Ihr wollt eure Ruhe haben? Ich glaub das einfach nicht...

Montag, 26. August 2013

Eine wundervolle Hochzeit

Nach dem letzten Wochenende schwelge ich noch etwas in Nostalgie. Ich war endlich mal wieder in Tübingen - dem Ort meines Studiums. Grund der Reise war die Hochzeit von sehr lieben Freunden.

Nach einer recht zügigen Anreise traf ich (leider etwas verspätet) in der Kapelle ein, um gerade noch zu hören, dass beide die wesentliche Frage mit ja beantworteten. Sehr schön. Auch wenn das Konzept der Ehe nicht unbedingt zu meinen eigenen Lebensentwürfen gehört, so freue ich mich doch für jeden, der sich damit wohl fühlt und glücklich ist. Für diese beiden und ihre bezaubernde Tochter freue ich mich ganz besonders.

Ich hoffe, sie haben ihre Hochzeit genauso genossen, wie ich! Die Atmosphäre war sehr entspannt und angenehm, man hat alte Freunde wiedergetroffen, und neue Bekanntschaften geschlossen. Neben der tollen Location in Wankheim (eine Festscheune mit richtig viel Charme), leckerem Essen und tollen Gesprächen gab es gegen später Livemusik. Klezmob spielen unglaublich gut und haben die Hütte absolut zum Kochen gebracht!!! Kaum einen hat es dabei auf den Stülen gehalten und nach dem Konzert konnten sich sowohl Musiker als auch Gäste nur noch erschöpft auf den Stühlen niederlassen, um nach einer kurzen Verschnaufpause die restliche Nacht durchzufeiern.

Selten hab ich auf einer Hochzeit so getanzt und geschwitzt - es war phänomenal!

Dienstag, 20. August 2013

Coworking in Radolfzell

Mal wieder hab ich einen phantasitischen Anstoß bekommen. Seit ich diesen Winter in Berlin war, gibt es davon immer mehr und ich bin gespannt, wo das noch hinführen kann.

Diesmal hat mich die liebe @majehle angetwittert und zu einem Minibarcamp im Coworking-Space Radolfzell eingeladen. Insgesamt gab es 5 kurze Vorträge, von denen ich ausnahmslos alle interessant fand.
Auch als Mensch, der bislang mit der IT nur begrenzt zu tun hatte und sich in entsprechenden Thematiken nur wenig auskennt ist man sehr willkommen, wird herzlich aufgenommen und ist vor allem auch aufgefordert, an Diskussionen teilzunehmen. Und nicht nur, dass ich willkommen war, es herrscht auch eine ausgesprochene Offenheit gegenüber anderen Berufen und Fachbereichen. Diese Offenheit hat mich schon häufiger sehr positiv überrascht und ermutigt mich, diesen Weg weiter zu gehen. Ich werde mir meinen Coworking-Space suchen (wenn es in Konstanz keinen passenden gibt, fahre ich halt nach Radolfzell) und meine Projekte und Arbeiten in der Ethnologie auf diesem Weg nach, vor oder neben der Arbeit weiter verfolgen. Es herrscht eine sehr angenehme, offene, kreative und kollegiale Atmosphäre. Man wird nicht durch seinen Alltag abgelenkt und hat auch noch die Möglichkeit außerhalb des eigenen Fachbereiches zu kommunizieren, da die unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen. Besonders das Vermischte in solchen Büros und der wunsch konzentriert zu Arbeiten und dennoch eine soziale Arbeitsumgebung zu haben, macht dieses Konzept für mich unglaublich interessant.

Neben den klar IT-lastigen Themen, die ich sehr interessant fand und für mich noch einmal reflektieren werde, gab es einen Beitrag der @majehle über Wikispeed. Dieser Beitrag hat mich sehr inspiriert und er passt unglaublich gut zu dem Thema Coworking an sich und zu dem Sharing-Konzept was mich schon lange beschäftigt. Diesen Gedanken des Teilens in die Arbeitswelt zu übertragen (wie es in Open-Source-Projekten schon geschehen ist), sollte meiner Meinung nach endlich Fuß fassen in der Realwirtschaft. Warum sollte man denn ständig alles neu erfinden und sein "Alleinstehungsmerkmal" schaffen, wenn es doch mit Zusammenarbeit so viel effektiver geht? Wir könnten alle zusammen unseren Hirnschmalz investieren, um die Welt besser zu machen, statt uns gegenseitig im Konkurrenzkampf zu zerstören.

Der Gedanke bekommt von mir ein dickes #hach, wie das gesamte Minibarcamp und seine Teilnehmer. Es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich in Radolfzell bei euch war.

Territoriale Hoheitsgebiete

Immer wieder frage ich mich, wie Mensch wohl dazu kommt, ein Stück Erde als sein Eigentum zu betrachten.
Abgesehen davon, dass ich dieses Besitzdenken, insbesondere im Hinblick auf Rohstoffe und Ressourcen nicht nachvollziehen kann, ist es auch noch verlogen. Auf der einen Seite wird damit argumentiert, dass unser Wohlstand durch zu viele Flüchtlinge gefährdet sei, auf der anderen Seite bedient man sich fast selbstverständlich an den Rohstoffen aus anderen Gebieten und entzieht den Menschen damit ihre Lebensgrundlage. Wenn dann dieselben Menschen in unserer ach so zivilisierten Welt vor der Tür stehen und Hilfe benötigen, sollen sie nicht aufgenommen werden.

Wie kann man nur aufgrund territorialer Ansprüche seine gesamte Menschlichkeit vergessen? Was führt zu einem derart grenzenlosen Egoismus?
Die Argumentation, dass unser Wirtschaftssystem das Aufnehmen aller Flüchtlinge nicht halten kann hinkt und ist verlogen. Wieso sind wir in Sachen Nehmen so global eingestellt, aber wenn es mal darum geht, etwas zurückzugeben ist es auf einmal "unser Land"?
Wie kann man mit Menschen so umgehen? Wieso haben so viele Menschen das Gefühl, sie wären bedroht, wenn andere Menschen aufgenommen werden? Sorry Leute, ich versteh das einfach nicht. In mir tut sich ein riesiges Loch auf, wenn ich an das Leid dieser Menschen denke und wenn ich dann an unsere Gesetzgebung denke wird mir schlecht.

Eine Perle dieser Gesetzgebung ist das europäische Dublin II-Abkommen. Demnach muss jeder Flüchtling in dem Land bleiben, in dem er ankommt. Glückwunsch, wir befinden uns ja nicht am Rande Europas - es kommt also eigentlich kaum jemand hier an. Da sitzt dann der selbstgefällige Mitteleuropäer in seinem Bürostuhl und urteilt über die Zustände in anderen Ländern. Da wird tatsächlich gesagt, dass ein Mensch keinen Anspruch auf Asyl hat, weil er kein politischer oder religiöser Flüchtling ist. Armut ist kein offizieller Grund für Asyl.
Sagt mal - ist das eigentlich eurer Ernst? Hat irgendjemand mal wirklich darüber nachgedacht, was das für diese Menschen bedeutet. Glaubt denn wirklich jemand, dass Flüchtlinge diese Reise auf sich nehmen würden, wenn nicht sein Leben ganz existenziell gefährdet ist? Ich glaube nicht, dass irgendjemand unter uns sich vorstellen kann, was ein Mensch durchmachen muss, um sich zu diesem Schritt zu entschließen. Grund für die Flucht ist zwar wirklich häufig Krieg und Verfolgung, aber auch sehr oft Armut. Häufig geht es dabei um Macht und Besitz.

Dies ist nicht nur an die Länder gekoppelt, wo sich das Elend befindet, sondern findet in einem globalen System statt. Wir alle nehmen daran teil und meistens merken wir es noch nicht einmal. Soweit, so schlecht, aber dann auch noch Menschen zu verurteilen, die aufgrund des Ergebnisses dieses Handelns alles aufgeben müssen  - da fällt mir echt nichts mehr ein...

Samstag, 17. August 2013

Fernweh

In letzter Zeit bekomme ich immer wieder kleinere und größere Anfälle von Fernweh. Einmal werden sie von einer Reportage auf Arte verursacht, zu einem anderen Zeitpunkt durch das wöchentliche Couchsurfing-Treffen. Immer wieder überkommt mich das Bedürfnis, mich für eine gewisse Zeit von meinem Leben in Deutschland zu verabschieden und einfach in ein völlig anderes Land zu reisen.

Die Traumziele liegen dabei quer durch Zentralasien und den Kaukasus verstreut. Bislang wurde mein Fernweh durch Forschungsaufenthalte in der Ukraine und Kyrgyzstan gestillt aber eine andere Form des Reisens spricht mich auch sehr an.
 Dafür würde ich am liebsten für 3-4 Wochen mit noch ein bis drei Leuten unterwegs sein und von einem Dorf ins nächste wandern.

Ein anderer großer Traum ist eine Zugreise mit der Transsib. Ein herrlicher Gedanke: Erst zu den Weißen Nächten nach Petersburg, dann mit dem Zug nach Moskau, von dort aus weiter bis Vladivostok und dann mit dem Motorrad zurück. Ein Lebenstraum. Vielleicht klappt es ja irgendwann.

Bis mir das möglich ist, werde ich wohl weiterhin mein Fernweh durch Reportagen und Tagträumereinen gleichzeitig schüren und stillen. Die Erinnerungen an und Gespräche über vergangene Reisen sind dabei ein zuverlässiges Hilfsmittel.

Freitag, 9. August 2013

#TweetupTGKN als Tagesrettung

Eigentlich wollte ich schon das letzte Mal  über das Tweetup schreiben. Es hätte sich gelohnt, aber irgendwie war wohl ein anderes Thema in Fingerspitzennähe. Jetzt wird's aber nachgeholt, denn die Treffen sind es wert!

Das letzte Tweetup war mein erstes und ich hab mich schon wie verrückt darauf gefreut, einige Leute vom Barcamp wiederzutreffen und Menschen zu treffen, die ich bislang nur aus einigen Tweets kenne. Bei vielen war es überraschend. Witzig dabei war, dass ich es nicht geschafft hatte, die wöchentlichen Treffen des Couchsurfing-Stammtisches in eine andere Location zu legen, sodass beide sich überlappten. Nachdem die Twitterer sich ausgesprochen neugierig und aufgeschlossen zeigten, war ich optimistisch, dass beides sich gut ergänzen ließ. Nachdem Stück für Stück immer mehr Couchsurfer eintrafen, musste ich mich allerdings doch schweren Herzens aufteilen. Dafür blieb die Ehre an mir hängen, das nächste #Tweetup zu organisieren.
Kein Problem, ein Doodle war schnell aufgesetzt und das Treffen fand nach langem Warten endlich gestern statt und hat meinen Tag gerettet!

Der Tag fing recht seltsam und mit tiefen Augenringen an, ging mühsam mit Arbeit weiter, die sich diesmal so gar nicht angenehm gestalten wollte. Daheim angekommen, wollte ich die Zeit zwischen Tweetup und Arbeit zum Wäschewaschen nutzen. Aber nein: die Waschmaschine ist immer noch kaputt und ich hab nichts mehr zum Anziehen.
Also schulterte ich schnell den Riesenrucksack meines Freundes, packte alle möglichen Klamöttchen ein und radelde ans andere Ende der Stadt, um dort eine andere Waschmaschine zu bedienen. Diese ist netterweise so gestaltet, dass sich der 95°-Waschgang und der 40° Waschgang direkt gegenüberliegen und der Schalter zum Waschgang wählen nicht gerade leuchtend gekennzeichnet ist. Also wusch ich meine frisch gekauften Jeans und alles andere erst einmal mit 95°.
20 Minuten später bemerkte ich diesen Irrtum und bekam eine mittelschwere Krise! Wie kann ich nur! Das erste Mal im Leben kauf ich mir mal teurere Jeans und dann koch ich die gleich!!! Argh!!!
Also: schnell die Kochwäsche unterbrechen und den normalen Waschgang an und beten, dass die Kleidung überlebt hat (hat sie glücklicherweise und die Jeans sind toll).

Danach ging es endlich in die Hafenhalle, wo sich bereits ein Träubchen sympathischer Menschen bildete. Im Biergarten war zwar leider kein Platz mehr und drin wäre schon schade gewesen... Also gingen wir in den Außenbezirk, welcher Richtung Bahnhof ragte. Dies hatte zum Einen frische Luft und Freiheit für die Raucher zur Folge, zum anderen eine an Charme fast nicht zu überbietende Geräuschkulisse, die großes Gelächter zur Folge hatte. Dieses Treffen gabe einem grausigen Tag eine unglaubliche Wendung und ich bin immer wieder froh, über derartige Begegnungen.
Das nächste wird von @kischtrine organisiert und ich freu mich schon jetzt darauf und bin auch gespannt, wo es sein wird :)

Samstag, 3. August 2013

Die Lust am Scheitern

Das Thema Scheitern treibt mich, wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, ziemlich um. Es hat verdammt viele Aspekte und die spannendsten werden häufig übersehen.

Scheitern ist sozial unglaublich negativ belegt und man traut sich kaum, über sein eigenes Scheitern zu sprechen. Wenn ich allerdings meine zarten 30 Lenze zurückdenke, fällt mir Einiges ein, was die Thematik unglaublich attraktiv macht - zumindest für mich und in meinem Leben.

Für euch werde ich hier mal zwei Beispiele bringen, die mich in meinem Leben unglaublich beeinflusst haben und erst auf den zweiten Blick ihr eigentliches Potenzial entfalten.

1. Wie jetzt ich kann nicht studieren, was ich will?

Während meiner Schulzeit hab ich mich immer sehr für Psychologie interessiert. Ich fand es zum Einen spannend, wie Menschen ticken, zum anderen hätte ich so viele Dinge in meinem eigenen Umfeld so gern besser verstanden. Wenn ich jetzt ehrlich zu mir selbst bin, hätte ich vor allem gern mich selbst gern besser verstanden. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet war es ein ziemliches Glück, den NC für Psychologie nicht knacken zu können.
  • Mit Psychologie hätte ich immer wieder versucht mich selbst und mein Umfeld zu analysieren und hätte damit vermutlich immer wieder ne mittelschwere Krise bekommen
  • Die Grundlage eines Psychologiestudiums liegt in Statistik - viel Statistik. Dinge, für die ich zu der Zeit echt nicht bereit gewesen wäre.
  • Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich wirklich mit diesem Fach hätte anfangen wollen.
Besonders der letzte Punkt bringt mich nun zu der Frage, was ich an Fach, was ich statt dessen studierte (Ethnologie) so toll finde.
Nun: Ich hab ehrlich gesagt auch nicht gewusst, was ich damit anfangen soll, aber ich dachte, es wird schon interessant werden.
Das ist einer der Hauptpunkte von der Lust am Scheitern! Wäre ich damals nicht am Psychologie-NC gescheitert, hätte ich folgende Erlebnisse und Erkenntnisse NIEMALS gesammelt:
  • Vermutlich wäre ich mit Psychologie nicht in Tübingen gelandet. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für tolle Menschen, ich da kennengelernt hab - und um jeden einzelnen bin ich froh!
  •  Ohne Ethnologie in Tübingen hätte ich vermutlich auch niemals den Mut aufgebracht, die russische Sprache zu erlernen und meine erste Feldforschung auf der Krim zu unternehmen. Diese Erfahrung hat mich wahnsinnig geprägt. Zum Einen habe ich dadurch mein Sprachkenntnisse endlich anwenden können, zum anderen hab ich gemerkt, wie viel Spaß die ethnologische Arbeit macht (wenn auch einigermaßen anstrengend)
  • Diese erste Erfahrung führte zu meiner Magisterforschung in Kyrgyzstan. Der sommerliche (ungewöhnliche) Regen führte dazu, dass ich mein ursprüngliches Thema nicht bearbeiten konnte. Aus dieser Erfahrung des (fachlich-thematische) Scheiterns heraus konnte ich einen Umgang mit solchen Situationen entwickeln und ein völlig neues Thema hat sich herauskristallisiert: die indigene Bedeutung von Wasser. Dieses Thema, vor allem mit den Ausprägungen in Ritual und Religion, war unerwartet und unglaublich spannend. 
Wenn in meinem Leben alles bis dahin nach Plan gelaufen wäre, hätte ich all dies NIEMALS entdeckt. Um jede einzelne Erfahrung bin ich froh!

2. Wie jetzt, hier hat niemand Arbeit für mich?

Das zweite Beispiel ist noch gar nicht so lang her und eigentlich noch nicht einmal abgeschlossen. Da kommt Eins frisch von der Uni - btw, ein guter Abschluss in Ethnologie und Ostslavisitk - und sucht vollkommen euphorisch nach dem Traumjob. Man hat sich ja gut und gezielt qualifiziert, kann an Fähigkeiten einiges bieten und qualifiziert sich auch noch mit Freude weiter (Projektmanagement).
Stück für Stück erfährt man, dass man auf dem Arbeitsmarkt einfach keinen Platz hat: zu jung, zu alt, zu wenig Praxis, zu wenig religiös (das ist kein!!! Scherz). Von der Arbeit, die ich doch noch in meinem Fach bekommen hätte, wäre mir das Überleben leider nicht möglich gewesen.

Nun hatte ich aber unglaublich viel Zeit am Tag, die verbraten werden wollte. Also fange ich an, Französich zu lernen, Kontakte über Twitter und Barcamps zu suchen, lerne so ein paar Grundlagen absolut anderer Dinge und bewerbe mich auch außerhalb des Faches (deutlich außerhalb).
Das Resultat dabei sind Ideen, die aktuell noch am gären sind, tolle Ideen und ein bischen Ruhe (da zumindest endlich mal ein Job da ist). Eins der bislang konkretesten und faszinierendsten Resultate dieses Scheiterns ist ein Barcamp, was ich mit wirklich sagenhaften Menschen mitorganisieren darf: die Odyssey of Failure.
Was ansonsten aus dieser Zeit noch erstehen wird, wird sich zeigen - wie gesagt, das ist alles noch nicht abgeschlossen.

Was ich eigentlich mit diesem ganzen Blogpost sagen will: es gibt eine Menge Dinge, die schief gehen können. Manchmal passt die ursprüngliche Planung noch nicht einmal damit zusammen, was Eins leisten kann und will. Aber selbst wenn die eigentliche Planung nach einiger Erfahrung eigentlich zu passen scheint, ist der Prozess des Scheiterns und vor allem seine Resultate unglaublich spannend! Was spontane Änderungen des eigenen Lebens bringen, ist zwar unklar, bringt aber Spannung in die Angelegenheit. Angenehm ist das Ganze natürlich nicht und auch ich hätte teilweise heulen können aber diesen Prozess im eigenen Leben zu beobachten ist:

Lust am Scheitern!

Dienstag, 30. Juli 2013

WG als Lebenskonzept

Fast mein ganzes Leben habe ich davon geträumt mit einem tollen Mann zusammenzuleben, Kinder zu bekommen und in einem kleinen Häuschen glücklich zu werden. Als ich dann im Laufe meines Studiums mit Vielem in Berührung gekommen bin, was so völlig anders ist, hat sich dies im Laufe der Zeit gewaltig verändert.

Zunächst habe ich festgestellt, dass die Tage zu kurz sind, um alles  zu tun, was ich tun will - an dieser Erkenntnis hat sich bis heute auch nichts geändert. Anschließend hab ich zu meiner eigenen Verwirrung festgestellt, dass ich wahnsinnig Angst vor der Realisierung meiner eigenen Ziele hab. Ich hab eine Vielzahl von Plänen gemacht, die irgendwie zwar schon ganz schön wirkten, allerdings nicht wirklich etwas mit mir zu tun hatten. Nach einer relativ langen Zeit des nachdenkens ist mir folgendes gekommen: Ich hab die ganze Zeit ein Bild von mir entworfen, wie ich dachte,  dass andere mich gern so hätten. Klingt total bescheuert - ist es auch!

Irgendwann hab ich festgestellt, dass gar nicht jeder vorhat, nach diesem Bild zu leben, und dass das wohl auch ziemlich in Ordnung ist. Bis ich das auf mich übertragen konnte, hat es aber noch einige Zeit gebraucht.
In dieser Zeit bin ich mit unterschiedlichsten Lebenskonzepten in Berührung gekommen. Die Ausprägungen dieser Konzepte reichen von Zweierbeziehung mit unglaublich vielen Kindern über Mehrgenerationenhaus und Polyamorie bis zu absolut überzeugtem Singledasein. Irgendwie konnte ich alles bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen und nach einem verdammt schmerzhaften Beziehungsende kam ich auch mal dazu, darüber nachzudenken, was ich denn eigentlich von meinem Leben will und wie ich mir das gestalten will. Dabei bin ich das erste Mal auf den Gedanken gekommen, mich nicht nur im Zusammenhang mit einem Partner zu stellen, sondern mich und mein Leben eigenständig zu gestalten. Nach einigem Stolpern ist mir das auch immer besser gelungen.

In dieser Orientierungsphase sind mir unglaublich tolle Initiativen begegnet und unvergleichliche Menschen (danke an alle  <3 ).
Unter anderem habe ich in der Zeit Couchsurfing für mich entdeckt. Das hat dazu geführt, dass mir die verschiedensten Menschen aus unterschiedlichsten Hintergründen begegnet sind. Die meisten von ihnen haben eine unglaubliche Offenheit an den Tag gelegt und damit dazu beigetragen, dass auch ich mich immer mehr öffnen konnte.

Das Zweite, was mich nachhaltig beeinflusst hat war das Leben in einem selbstverwalteten Studentenwohnheim. Die Selbstverwaltung hat dazu geführt, dass die Mitbewohner sich mit dem Haus verbunden sahen und sich eine grandiose Hausgemeinschaft herausgebildet hat. Natürlich gab es auch da immer wieder Streitigkeiten, aber der Umgang miteinander war von großem zwischenmenschlichem Respekt geprägt.

Durch dieses Haus und vorangegangene Erfahrungen des Alleinlebens und des Lebens mit einem Partner habe ich festgestellt, dass ich eigentlich nur in größeren Gemeinschaften leben will. Ich habe nicht wirklich Lust, mit meinem Partner zu zweit zu leben und nur zu zweit dieses Leben zu planen und zu fristen. Das bedeutet nicht, dass wir keine gemeinsamen Pläne haben und ich mein Leben nicht mit meinem Partner teilen möchte. Es bedeutet nur, dass ich es liebe, Input von vielen verschieden Menschen zu bekommen und schätze auch die Diskussionen, die bei unterschiedlichen Einstellungen entstehen. Den Planungsaufwand und kleinere Einschnitte in das eigenen Leben sind für mich dabei ein vergleichsweise geringfügiger Preis.

Am liebsten hätte ich dafür ein riesiges Haus, in dem mindestens 6-7 Leute (gern auch mehr) Platz für ein eigenes Leben mit genügend Wohnraum und Privatsphäre haben, aber auch genügend Begegnungsraum vorhanden ist. Die Bewohner meines Traumhauses sind nicht zwangsläufig befreundet, verstehen sich aber auf Basis einer intensiven Nachbarschaft sehr gut und gestalten ihren Lebensraum gemeinsam. Am liebsten hätte ich Menschen in verschiedenen Lebensphasen in diesem Haus (gern auch Kinder) und mit unterschiedlichen Lebensmodellen. Eigentlich soll es fast eine große WG sein, nur mit mehr Platz als zu Studizeiten ;)

Dieses Bild hat sich im Laufe der Zeit rauskristallisiert und ich verstehe gar nicht, warum so viele Menschen dabei so irritiert reagieren. Wieso soll es verrückter sein, sein Leben mit vielen Menschen gestalten zu wollen, als "nur" zu zweit sein zu wollen? Nur dass wir uns richtig verstehen: Ich freue mich für alle, die sich für das Leben zu zweit entscheiden, weil sie es wirklich wollen und glücklich sind. Aber jetzt mal ehrlich: ein bisschen verrückt muss man dafür doch auch sein. ;)

Sonntag, 21. Juli 2013

Was für ein Tag!

Ursprünglich war hier ein Berlin-Sehnsucht-Blogpost geplant, aber den kann ich nach diesem Tag einfach nicht mehr schreiben. Natürlich bleibt Berlin ein Sehnsuchtspunkt, aber der heutige Tag war einfach so famos, dass ich gerade nirgendwo anders sein möchte.

Es begann schon wunderbar, indem ich ausgeschlafen und bereits vor 8:00 Uhr aufwachte, neben mich blickte und meinen Freund sah - immer wieder schön. Nach einem leckeren Kaffe und Frühstück ging es auf zu einem schönen Sonntagslauf in den nahe gelegenen Wald- ja, ich kann wieder laufen, tolle Erkenntnis! Zwischen dem Wald blitzte immer wieder das Bodenseepanorama auf und ich glaube ich muss irgendwann mein Handy mitnehmen, um euch eine Ahnung davon vermitteln zu können, wie schön es hier manchmal ist.

Anschließend ging es mit leckerem, kühlen Bier an den See, um mich eine Stunde später mit ein paar Couchsurfern zum Standup-Paddeling zu treffen. Das ist so hipper Kram, wo man auf einem überbreiten Surfbrett steht und sich stehender Weise auf dem Wasser fortbewegt. Die Ausrüstung haben wir bei dem überaus sympathischen Bootsverleih beim Campingplatz Sandseele auf der Reichenau ausgeliehen. Was soll ich sagen... Sonne satt, tolle Menschen, See und diese Bretter: wackelig genug um Spaß zu haben und stabil genug, um genau diesen nicht zu verlieren.

Jetzt lieg ich mit einem leckeren Salat, Bier und Mann im Bett, lasse diesen zraumhaften Tag Revue passieren und freue mich meines Lebens!

Glücklich und platt, eure Plapperschlange. #hach