Donnerstag, 15. Mai 2014

Die eigene Suppe - Preaching to the Converted

Da es inzwischen (wie zu erwarten war) genügend Hymnen auf die re:publica gab, werde ich meine Einschätzung hier kurz halten: Es war toll, bereichernd, interessant, anregend und ich hab tolle Menschen, gesehen, wiedergesehen, kennengelernt, gehört und vieles mehr. Ich werde definitiv wiederkommen und freue mich jetzt schon darauf.
Das muss an dieser Stelle reichen, denn viele kommende Blogposts werden zumindest indirekt von dem re:publica-Input angestoßen sein.

Was ich zur Zeit wesentlich interessanter finde, sind Gedanken, die mir auf der re:publica gekommen sind. Ich habe festgestellt, dass ich MINDESTENS zweimal im Jahr eine Konferenz oder ein Barcamp brauche, um mich aufrecht zu erhalten. Mir geht es während dessen einfach gut und ich kann ziemlich lang (Dank Streaming und Podcasts) von dem, was mich dort bereicherte zehren. Danach wird es aber höchste Zeit, wieder das nächste aufzusuchen, sonst bekomme ich das Gefühl zu verkümmern.
Ich habe mich gefragt, woran das wohl liegen mag und kam nur auf die Antwort: ich muss in der eigenen Suppe der "Ähnlich-Gestrickten" schwimmen, um Kraft zu tanken. Dieses regelmäßige Einrennen offener Türen bestärkt mich darin, dass es sich lohnt, für meine Ziele einzustehen, es pusht mich, wieder aktiv zu werden und füttert mich mit Ideen, die meinen recht ähnlich sind oder doch zumindest ins selbe Ideologieschema passen.

Das Problem dabei ist, dass Lebensentwürfe, die dem eigenen entgegenstehen oder andere Konzepte enthalten auf einmal als völlig absurd wahrgenommen werden. Ein gutes Beispiel dafür war die Session über Menschen, die das Netz nicht nutzen. Die Session selbst war eher für ein soziologisches Publikum gemacht (die Länge der Methodenreflexion wirkte etwas unpassend)  und die Fragestellung wie auch die dahinterstehende Forschung sehr interessant. Die Twitterkommentare haben das nur bestätigt. Es hagelte nur so von ungläubigen bis verächtlichen Tweets - da hat wohl jemand die Suppe anders als gewohnt gewürzt.
Das es Menschen gibt, die das Netz freiwillig nicht nutzen, schien vielen Teilnehmern auf der re:publica vorzukommen wie die Existenz eines pink-blau-gold besprenkelten Elefanten.

Die Reaktionen auf diesen Vortrag haben mich stutzen lassen und zum Nachdenken gebracht. Ich sitze auch sehr gern da, lausche schlauen Worten und nicke bedächtig vor mich hin, weil ich diesen famos ausformulierten Gedanken nur zustimmen kann, weil mich beeindruckt, was die da vorn alles wissen, und wie es ausgedrückt werden kann. Ich lerne vieles dazu, vor allem fachlich. Mich beeindruckt das Wissen und die Sprachfertigkeit. Ich genieße es, unter diesen Menschen zu sein, die wissbegierig sind und ihr Wissen teilen.
Verstörend hingegen finde ich den Spott, der teilweise Menschen entgegen gebracht wird, die diese Welt (noch) nicht betreten haben, die einfach Angst davor haben, die Dinge nicht durchschauen und sich darüber im klaren sind. Diese Irritation hat bewirkt, dass meine Filterbubble ein Stück aufgegangen ist und ich angefangen habe, darüber zu reflektieren, warum ich eigentlich da bin.

Klar, ich will lernen und ich will interessante Menschen treffen und hören. Aber das allein ist nicht der Grund, weshalb ich derartig viel Geld ausgebe, um auf der re:publica zu sein und große Teile meines Jahresurlaubs dafür hergebe, Konferenzen und Barcamps zu besuchen und teilweise mitzugestalten. Der eigentliche Grund ist, dass sie mir helfen, mich selbst zu erhalten. Ich brauche dieses Schwimmen in der eigenen Suppe, um im Alltag Kraft zu haben, meine Ziele zu verfolgen. Ich brauche diesen Input und diese Gespräche, um mich wieder motivieren zu können. Eigentlich ist doch eine Konferenz neben dem Lerneffekt zum Großen Teil Selbstdarstellung und kollektive Selbstbestätigung. Es tut so gut, und ich brauch das immer wieder.

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