Inzwischen ist es schon wieder fast zwei Wochen her, dass wir uns auf unseren Stahlrössern durch Frankreich bewegten. Es war einfach grandios. Insgesamt waren wir 8 Tage nur mit unseren Rädern unterwegs, haben 1037 Kilometer zurückgelegt und etwa 2500 Höhenmeter bezwungen. Fünf weitere Tage haben wir dem Wein- und Speisegenuss gefrönt - und das nicht zu knapp.
Tag 1 Kreuzlingen - Lörach: Ziemlich aufgeregt bepackten wir die Räder. In der Hoffnung nichts wichtiges vergessen zu haben und neugierig radelten wir los. Ursprünglich dachten wir, dank Routenplanung und Fahrradnavi (mit angeblicher Offlinenavigation) gut ausgerüstet zu sein. Nun gut. Bis Basel sollte es kein Problem sein - nur der Rheinroute entlang. Eine wahre Augenweide dieser Fluss.
Bereits bei der ersten Zeltplatzsuche bemerkten wir, wie phänomenal diese Offlinenavigation funktionierte - gar nicht! Die Suche nach dem Zeltplatz bescherte uns gute 10 km Umweg und lockere 2 Stunden Nervsuche, bis wir endlich gerade noch im Hellen unser Lager aufschlagen konnten.
Tag 2 Lörach - Montbéliard: Nun ging es auf Richtung Frankreich. Auch hier mit eher nicht funktionierender Routenplanung, dafür aber einem weiteren Gerät, was zumindest die Wegführung etwas klarer machte. Mit dessen Hilfe schafften wir es letztendlich auch, unser Ziel (Marseille) zu erreichen. Die Strecke am Rhein-Rhône-Kanal war wunderschön flach und führte uns immer am Kanal entlang durch wunderschöne Waldstückchen. Die ursprüngliche Annahme war, dass es ja wohl kein Problem sein könne entlang der Eurovelo6 einen Zeltplatz zu finden - Pustekuchen. Nach einiger Suche und erneuten 14 km Umweg (außerdem noch 3 Berge weiter) fanden wir einen kleinen und charmanten Zeltplatz.
Tag 3 Montbéliard - Besançon: Der einzige etwas verregnete Tag, aber so eine kleine Erfrischung war irgendwie schon fast willkommen. Aufgrund des Regens fuhren wir nur eine etwas kleinere Etappe, und gingen relativ früh schlafen. Inzwischen spürten wir die Anstrengung etwas und beschlossen, nach der Etappe nach Chalon einen Ruhetag einzulegen.
Tag 4 Besançon - Chalon sur Saône: Ab jetzt bewegten wir uns stetig Richtung Süden und der Wind kam uns dabei schon begeistert entgegen. Viele kleine und hübsche alte Dörfer lagen immer wieder auf dem Weg. Auf der Landstraße zu fahren hat durchaus seinen eingenen Reiz. In den Pausen bereiteten wir uns ab jetzt nicht mehr die (auch sehr leckeren) Suppen, die wir mitgenommen hatten sondern kehrten in kleinen Imbissen ein und genossen die Vielfalt von Käse und Gebäck. In Chalon angekommen trafen wir einen Zeltplatz an, der tatsächlich SEHR schön war. Unglaublich sauber, eine relativ große Zeltwiese, kostenloses WLAN und direkt am Fluss.
Tag 5 Pause und Essen: Eigentlich sind wir nur ein wenig durch die Stadt gegangen, kehrten in einem kleinen aber wirklich guten Restaurant ein und liesen uns die Sonne auf die Pelze scheinen - Erholung und Vorfreude auf den Rest der Tour.
Tag 6 Chalon sur Saône - Villefranche sur Saône (kurz vor Lyon): Ab jetzt ging es nur noch direkt Richtung Süden. Eine sehr abwechslungsreiche Strecke. Sie begann mit einer Tour, die direkt auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke entlangführte und änderte sich plötzlich in absolute Hügellandschaft. In einer scharfen Kurve fiel mir mein voll bepacktes Rad auf den Oberschenkel - autsch und quetsch. Der Rest der Tour war zwar schön aber doch auch recht schmerzhaft, weshalb wir es dann doch nicht mehr bis Lyon geschafft haben, sondern kurz vorher einen Campingplatz suchten. Das schmerzbedingte langsame Vorrankommen bescherte uns aber dafür eine recht ausgedehnte Mittagspause mit unglaublich vielen tollen Leckereinen. So langsam wurde das Schlemmern des Urlaubs eingeläutet.
Tag 7 Villefranche sur Saône - Tournon sur Rhône: Ein sehr gemütlicher Flussradeltag mit relativ wenig Landstraße und sehr vielen schönen Weingebieten. Die Schmerzen vom Vortag waren schon fast wieder weg und der Radwandergenuss nach einigen Meinungsverschiedenheiten auch wieder da. Hauptsache Spaß und so direkt am Wasser mit derartig großen Flüssen ist das fast schon garantiert.
Tag 8 Tournon sur Rhône - Mondragon (kurz vor Avignon): Der vorletzte Tag und so langsam begannen die Hintern zu schmerzen. Das Ziel rückte näher und eigentlich wollten wir nur noch ins Meer. Immernoch eine sehr schöne Strecke, die aufgrund ausgedehnter Anbaugebiete die Lust auf Wein enorm fördert.
Tag 9 Mondragon - Martigues: Der Endspurt. Wir wurden auf einmal schneller, die Kilometer flogen nur so an uns vorbei und wir rechneten jeden Moment damit, endlich das Meer sehen zu können. Nur hatten wir diese Rechnung ohne die Rhône-Alpen gemacht. 30 Kilometer vorm errechneten Ziel bauten sich recht gemeine Berge auf und kaum hatten wir einen bezwungen sahen wir den nächsten schon wieder vor uns - und das obwohl wir schon 100 km in den Beinen hatten. Aber egal, wir hofften eigentlich noch an diesem Tag ins Meer zu kommen. Aber daraus wurde nichts. 22 Uhr kamen wir an dem Campingplatz an, wo wir bleiben wollten und wurden verjagt - zu spät, die Rezeption hat schon zu. Also auf die Suche nach einem anderen gemacht. Schön war er nicht, aber wir konnten für einen Nacht bleiben.
Tage 10-14: Noch kurz nach Carry le Rouet gefahren, einen Campingplatz gesucht und endlich ans Wasser!!! Ab jetzt nur noch Wein trinken, Käse essen und Krabben zählen. Es war ein Traum. Der Strand war ein Traum! Er hatte nichts von diesem üblichen Einsamer-Sandstrand-Romantik-Dingens aber dafür Felsen, der Badewannenähnlich geformt eine wunderbare Liegefläche bot, Krabben, die direkt vor uns Sonne tankten und unglaublich klares Wasser mit angenehm wenig Menschen drin.
An einem Tag ging es nach Marseille - eine Stadt in der man durchaus leben könnte. Der erste Eindruck: bunt. Viele verschiedene Menschen und vor allem in kulinarischer Hinsicht betörend marokkanisch beeinflusst.
Tag 15: Wir hätten auf die Zeichen hören sollen. Erst regnet es derart in Strömen, dass wir uns richtig hätten zwingen müssen, die Räder zu besteigen und nach Marseille zu fahren, dann wird bei der französischen Bahn gestreikt und unser Zug fuhr nicht. Eine durchaus angenehme Lösung wäre gewesen: einfach da bleiben. Ging leider nicht, also fuhren wir nach Gewitterende doch noch die letzten 30 km des Urlaubs und nahmen einen anderen Zug, um im Anschlusszug trotz Sitzplatzreservierung in akrobatischer Manier unsere Räder im Türbereich des Zuges zu positionieren. Letztendlich verpassten wir den letzten Zug nach Konstanz und verlängerten unfreiwillig um einen weiteren Tag im Zelt.
Fazit: Jeder Tag hatte seine eigenen miesen Tücken. Unterm Strich war es einfach phantastisch! Urlaub sollte immer sein! Ich will vom Krabbenzählen und Käseessen leben können.
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