Scheitern wird häufig sehr individuell wahrgenommen und thematisiert. Es ist auch meist ein sehr persönliches Thema. Allerdings fehlt dieser Betrachtung ein wesentlicher Punkt, den ich bereits an anderer Stelle thematisiert habe.
Wenn Menschen ausgegrenzt werden, weil sie nicht in eine bestimmte Gesellschaftsstruktur passen, ist das Scheitern eigentlich kollketiv - in mehrfacher Hinsicht. Zum einen wird gemeinschaftlich auf das Scheitern von Menschen hingearbeitet, zum anderen scheitert ein ganzes Kollektiv daran, Menschen zu integrieren und damit selbst den Blick zu erweitern.
Welche Natur das Anderssein hat, spielt dabei nur im konkreten Beispiel eine Rolle. Es kann sich dabei um Hautfarbe, Nationalität, Religion, sexuelle Orientierung, Körperform oder jedes beliebige andere Merkmal handeln. Irgendwie hat man ja sein "ästhetisches Empfinden". Irgendwie gibt es ja Regeln und irgendwie ist ja alles klar. Und wenn man sich so gemütlich in seinem Gebilde von Gesellschaft eingerichtet hat, ist natürlich alles, was anders ist erst einmal eine Bedrohung.
Menschen, die wir durch solche Xenophobie ausgrenzen, können gegen ihre Situation dabei relativ wenig tun. Natürlich gibt es auch Persönlichkeiten, die genau durch ihr Anderssein profitieren - aber das ist nicht die Mehrheit. Viel zu häufig trauen sich Menschen nicht, sich zu outen, weil sie Angst vor Diskriminierung haben. Viel zu häufig werden Menschen aufgrund von Religion ausgeschlossen, aufgrund von sichtbaren oder nicht sichtbaren Merkmalen bei Aktivitäten, Jobs, Gesprächen benachteiligt oder gesondert behandelt. Diesen Leuten kann man nicht einfach sagen, sie mögen sich ihr Scheitern genau ansehen und da durch gehen, denn es ist in diesen Fällen nicht individuell gelagert.
Aus gesellschaftlicher Sicht sollt man sich neben dem moralischen Aspekt auch fragen, welche Potentiale verloren gehen, wenn alles was nicht sorfort begreifbar ist, ausgegrenzt wird. Da sind so viele Standpunkte, Weltsichten, Erfahrungen, spannende Themen, die verlorengehen, nur weil man Angst vor dem Verlust des aktuellen Gerüsts hat.
Eigentlich sollte sich jeder nur trauen, selbst zu scheitern und dem Unbekannten eine Chance geben. Wenn wir das in der gesellschaftlichen Mehrheit schaffen, kann strukturalisiertes Scheitern eingegrenzt werden.
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