Sonntag, 7. Juli 2013

Die Verkürzung des Tages

Irgendwie hatte ich es geahnt, aber so wirklich bewusst war es mir dann doch nicht.
Im vergangenen Jahr hab ich es sehr gut geschafft, mir die 24 Stunden meines Tages so auszufüllen, dass ich auch ohne Arbeit sehr gut ausgelastet war. Ich hab mir zeitaufwändige Hobbys zugelegt, hab Fremdsprachen gelernt und war auch sonst immer recht aktiv. Wenn ich gerade keine Lust zur außerordentlichen Aktivitäten hatte, hab ich mich eben mit irgendetwas ruhigerem beschäftigt. Langeweile hatte ich schon so lange nicht mehr, dass ich schon gar nicht mehr weiß, wie sich das anfühlt.
Trotzdem war es nicht wirklich gut - ich war arbeitslos. Inzwischen hat sich die Situation etwas geändert - ich hab Arbeit. Das ist wunderbar, denn endlich hab ich so einige ernsthafte Sorgen weniger und kann einiges wieder genießen, worauf ich die vergangenen Jahre (Studium und Arbeitslosigkeit) verzichten musste.

Was ich so nicht gedacht hätte, ist wie enorm sich der Tag auf einmal verkürzt! Wie bekommen diese ganzen alleinerziehenden Menschen das hin? Wie schaffen es Leute, die sich neben einer Vollzeitstelle auch noch im Verein und für diverse andere Dinge engagieren, alles unter einen Hut zu bringen? Liebe Leute, die sich hier angesprochen fühlen: Ich ziehe den Hut vor euch!

 Meine aktuellen Gehübungen im verkürzten Tag sehen folgendermaßen aus:
Ich versuche einfach alles zu machen wie immer, nur dass ich dafür etwas weniger Zeit habe. Umso intensiver erlebe ich nun die freie Zeit - da wird alles getan, wozu ich sonst nicht komme, sofern die Zeit dafür reicht.

Ich bin gespannt, wie meine Tage sich in meinem zukünftigen Leben einrichten. Vermutlich werde ich das eine oder andere von meiner Agenda streichen müssen - Prioritäten setzen war noch nie so wirklich mein Ding. Ich mag es, alles gleichzeitig zu machen und mit den spärlichen 24 Stunden war ich noch nie zufrieden. Ich werde mir wohl etwas einfallen lassen müssen - vielleicht französischsprachige Laufpartner? Wir werden sehen. Aber eigentlich will ich mein Privatleben nicht in seinem Ablauf optimieren - also doch Prioritäten?

1 Kommentar:

  1. Irgendein Philosoph sagte mal: Die Erhabenheit von Arbeit entsteht bei der Erholung von Langeweile. Sich ab und an mal locker gekonnt langweilen zu können, kann recht erfrischend sein. Macht aber die Tage auch nicht länger ... ich bin auch oft erstaunt, wieviel Raum die Arbeit von einem Tag okkupiert. Daher ist es mir so wahnsinnig wichtig, eine Arbeit zu machen, die mich motiviert, wo ich am Abend das Gefühl haben kann, etwas Sinnvolles zusammen mit meinem Team erreicht zu haben.
    Trotzdem hätte ich oft gerne mehr Zeit zum mal spontan an den See fahren oder mich auf's Rad setzen.
    Und ja, wie manche das mit Familie hinkriegen ... die Beispiele aus meinem Bekannten-/Freundeskreis beeindrucken mich da immer wieder, zumal ich meistens nicht den Eindruck habe, dass etwas schieflöuft, da sind ganz grossartige Menschen dabei.

    AntwortenLöschen