Samstag, 31. Mai 2014

Vorfreude

Fast hätte ich geschrieben, dass ich mich gar nicht mehr erinnern kann, wann ich eine derartige Vorfreude empfunden habe, aber ich bin offensichtlich verdammt vergesslich. So lang ist es noch gar nicht her, freute ich mich doch erst zu Beginn diesen Jahres auf den Umzug und Zusammenzug mit meinem Freund, der mich zu einem #hach-Sturm veranlasste.

Nun ist es endlich soweit und der erste richtige Urlaub seit Jahren steht an. Das letzte Mal war ich kurz nach dem Abi im Urlaub und das ist mittlerweile gute 10 Jahre her (verdammt...). Alle anderen Reisen hatten Ausbildungsziele und dienten aufgrund von erheblichem Lernaufwand und Forschungstätigkeit allem aber mit Sicherheit nicht der Entspannung.

Nun sind es nur noch 2 Tage und es geht endlich wieder los. Ganze zwei Wochen habe ich nichts zu tun, als mit meinem Freund das Leben zu genießen und gemütlich in die Pedale zu treten. Die erste Etappe wird wohl etwas weiter, ist dafür aber auch sehr schön und flach. In 10 Tagen wollen wir mit unseren frisch erstandenen Stahlrössern nach Marseille fahren. Wenn es schneller geht, haben wir mehr Zeit in Marseille, wenn es länger dauert weniger. Ist aber auch völlig egal, denn die Zeit wird reichen und die Rückfahrt ist (leider) auch schon gesichert.

Der erste Urlaub seit 10 Jahren, ich krieg mich kaum wieder ein. Eine unglaubliche Vorfreude, ich wünschte, ihr könntet sie spüren.

Montag, 19. Mai 2014

Diese Diskussion über Erfolg

Inspiriert von einer Abbildung, habe ich letzte Woche folgenden Tweet/Post
in meine Timeline geworfen. Der Post rief auf Facebook eine längere Diskussion über Erfolg und Scheitern hervor, was mich zugegebenermaßen etwas überrascht hat. Eigentlich musste das nur mal kurz raus.

Was hat mich aber an diesem Bild so sehr gestört? Eigentlich gleich mehreres. Der eine Punkt ist, dass diese Abbildung suggeriert, dass Scheitern ein zwangsläufiger Teil des Weges zum Erfolg ist - eigentlich nur ein Knick in der Laufbahn. Dem ist nicht so! Scheitern bedeutet einen Endpunkt und ist alles andere als ein Teil der Erfolgslaufbahn, schön, sexy und was da sonst noch alles für Blüten kursieren. Scheitern tut weh und sollte als Endpunkt ohne weitere Aussichten anerkannt werden dürfen. Wenn ich auch noch beim Scheitern unter Erfolgsdruck stehen soll, bekomme ich schon beim Gedanken daran einen Schreikrampf. Es kann ja sein, dass aus der Erfahrung eines Scheiterns etwas heranwächst, was ich persönlich als Erfolg empfinde oder was andere als Erfolg an mir empfinden - muss aber nicht und ist in diesem Moment auch vollkommen egal.

Der zweite Punkt ist, dass impliziert wird, es sei klar was Erfolg ist. Ich habe damit so meine Probleme. Ist Erfolg etwas, was ich für mich persönlich definiere? Wenn ja, warum muss man ständig darüber reden und warum wird das im Allgemeinen so wichtig genommen? Wieso gibt es Unmengen an Beratungsliteratur (dieses Genre ist dabei ein Thema für sich - grmpf), wenn Erfolg doch etwas individuelles ist?
Wenn es hingegen nichts persönliches ist, frage ich mich, warum ich danach streben sollte, erfolgreich zu sein. Gibt es irgendeinen wirklich objektiven Vorteil oder geht es nur darum, Leute zu beeindrucken, die einem menschlich eigentlich egal sind? Oder ist es einfach so, dass das ja so zu sein hat und damit einfacher ist, als zu hinterfragen?

Häufig höre ich von Bekannten, dass sie Menschen als erfolgreich einordnen, die eine gewisse Führungsposition im Job haben, gewisse akademische Titel tragen, gewisses Geld angehäuft haben, gewisses Haus gebaut haben und gewisse Ehe mit Kindern führen. Wie sich diese Menschen fühlen, bleibt dabei völlig außen vor. Die meisten Leute, die sich in solchen Leben mit klaren Verläufen befinden, brechen irgendwann aus und wissen gar nicht woraus und warum - denn eigentlich war ja alles in Ordnung und man war ja erfolgreich. Dann heißt es auf einmal, Erfolg ist nicht alles. Aber war das Erfolg?

Ich persönlich verfolge keines dieser Ziele explizit. Es gibt Momente, in denen sich das verdammt komisch anfühlt, denn es wird von vielen erwartet dass ich weiß, wo das alles hinführt. Nö, weiß ich nicht! Und das ist OK so. Bislang ist mir mein Leben noch nicht um die Ohren geflogen, nur weil ich keinen Masterplan habe. Dafür hat es aber immer mal wieder Wendungen genommen, bei denen ich mich erstmal sehr gründlich umschauen musste, um mich wieder zu orientieren. Das mag ich, das macht mir Spaß und ich habe keine Lust, mir diese Kreativität durch Erfolgsdruck und ständigem Verfolgen von Zielen selbst zu zerstören. Und nein - das ist kein Ziel, sondern ein Verlauf.

Donnerstag, 15. Mai 2014

Die eigene Suppe - Preaching to the Converted

Da es inzwischen (wie zu erwarten war) genügend Hymnen auf die re:publica gab, werde ich meine Einschätzung hier kurz halten: Es war toll, bereichernd, interessant, anregend und ich hab tolle Menschen, gesehen, wiedergesehen, kennengelernt, gehört und vieles mehr. Ich werde definitiv wiederkommen und freue mich jetzt schon darauf.
Das muss an dieser Stelle reichen, denn viele kommende Blogposts werden zumindest indirekt von dem re:publica-Input angestoßen sein.

Was ich zur Zeit wesentlich interessanter finde, sind Gedanken, die mir auf der re:publica gekommen sind. Ich habe festgestellt, dass ich MINDESTENS zweimal im Jahr eine Konferenz oder ein Barcamp brauche, um mich aufrecht zu erhalten. Mir geht es während dessen einfach gut und ich kann ziemlich lang (Dank Streaming und Podcasts) von dem, was mich dort bereicherte zehren. Danach wird es aber höchste Zeit, wieder das nächste aufzusuchen, sonst bekomme ich das Gefühl zu verkümmern.
Ich habe mich gefragt, woran das wohl liegen mag und kam nur auf die Antwort: ich muss in der eigenen Suppe der "Ähnlich-Gestrickten" schwimmen, um Kraft zu tanken. Dieses regelmäßige Einrennen offener Türen bestärkt mich darin, dass es sich lohnt, für meine Ziele einzustehen, es pusht mich, wieder aktiv zu werden und füttert mich mit Ideen, die meinen recht ähnlich sind oder doch zumindest ins selbe Ideologieschema passen.

Das Problem dabei ist, dass Lebensentwürfe, die dem eigenen entgegenstehen oder andere Konzepte enthalten auf einmal als völlig absurd wahrgenommen werden. Ein gutes Beispiel dafür war die Session über Menschen, die das Netz nicht nutzen. Die Session selbst war eher für ein soziologisches Publikum gemacht (die Länge der Methodenreflexion wirkte etwas unpassend)  und die Fragestellung wie auch die dahinterstehende Forschung sehr interessant. Die Twitterkommentare haben das nur bestätigt. Es hagelte nur so von ungläubigen bis verächtlichen Tweets - da hat wohl jemand die Suppe anders als gewohnt gewürzt.
Das es Menschen gibt, die das Netz freiwillig nicht nutzen, schien vielen Teilnehmern auf der re:publica vorzukommen wie die Existenz eines pink-blau-gold besprenkelten Elefanten.

Die Reaktionen auf diesen Vortrag haben mich stutzen lassen und zum Nachdenken gebracht. Ich sitze auch sehr gern da, lausche schlauen Worten und nicke bedächtig vor mich hin, weil ich diesen famos ausformulierten Gedanken nur zustimmen kann, weil mich beeindruckt, was die da vorn alles wissen, und wie es ausgedrückt werden kann. Ich lerne vieles dazu, vor allem fachlich. Mich beeindruckt das Wissen und die Sprachfertigkeit. Ich genieße es, unter diesen Menschen zu sein, die wissbegierig sind und ihr Wissen teilen.
Verstörend hingegen finde ich den Spott, der teilweise Menschen entgegen gebracht wird, die diese Welt (noch) nicht betreten haben, die einfach Angst davor haben, die Dinge nicht durchschauen und sich darüber im klaren sind. Diese Irritation hat bewirkt, dass meine Filterbubble ein Stück aufgegangen ist und ich angefangen habe, darüber zu reflektieren, warum ich eigentlich da bin.

Klar, ich will lernen und ich will interessante Menschen treffen und hören. Aber das allein ist nicht der Grund, weshalb ich derartig viel Geld ausgebe, um auf der re:publica zu sein und große Teile meines Jahresurlaubs dafür hergebe, Konferenzen und Barcamps zu besuchen und teilweise mitzugestalten. Der eigentliche Grund ist, dass sie mir helfen, mich selbst zu erhalten. Ich brauche dieses Schwimmen in der eigenen Suppe, um im Alltag Kraft zu haben, meine Ziele zu verfolgen. Ich brauche diesen Input und diese Gespräche, um mich wieder motivieren zu können. Eigentlich ist doch eine Konferenz neben dem Lerneffekt zum Großen Teil Selbstdarstellung und kollektive Selbstbestätigung. Es tut so gut, und ich brauch das immer wieder.

Montag, 12. Mai 2014

Erinnerung

Gerade bin ich wieder über einen Post mit einer Person gestoßen, die in den letzten Jahren beschlossen hat, nicht weiterzuleben. Es ist nicht so, dass wir uns näher kannten, aber immer wenn ich an diese Person denke und mit diesem Freitod in Berührung komme, kann ich nicht schlafen. Freunde von mir kannten ihn sehr gut und sind durch eine tiefe Trauer gegangen, wohingegen ich erst sehr spät davon erfahren ist, was ja bei diesem persönlichen Abstand auch normal ist.

Wir sind uns nur ein paar mal an sehr angenehmen Abenden im Freundeskreis begegnet und ich habe ihn in sehr positiver Erinnerung. Ich kannte ihn noch nicht einmal gut genug, um wirklich etwas über die Persönlichkeit sagen zu können - dennoch geht mir sein Tod recht nah. Ich weiß nicht warum, aber es berührt mich und so wirklich kann ich es nicht verstehen.

Letztes Jahr bin ich zufällig über die Todesnachricht gestolpert und habe mir die halbe Nacht sein Facebook-Profil durchgelesen. Keine Ahnung warum, aber es ging nicht anders.

Vielleicht ist es die Sympathie zu einem Menschen, dem ich nicht allzulang vor seinem Tod begegnet bin, vielleicht ist es die emotionale Nähe, die ich zu den Menschen fühle, die ihm nahe standen. Eigentlich ist es auch egal, woher das kommt: Ich bin einfach sehr berührt und in Gedanken besonders bei denen, die ihm nahe waren.

Das Einzige, was bei dieser Erinnerung immer klarer wird - ich will den Menschen die mir nah sind immer wieder eines sagen: Ihr seid klasse, ich bin unglaublich dankbar, dass es euch gibt und ich liebe euch!

Sonntag, 11. Mai 2014

Eine Zugfahrt...

Ursprünglich war hier ein Blogpost zur re:publica gelant, bei der ich letzte Woche war, aber der muss noch wachsen. Diese drei Tage waren so intensiv, dass ich erst noch entscheiden muss, was hier verarbeitet wird und wie.

Stattdessen kann ja durchaus auch mal der Weg zum Thema werden. Den meisten Menschen graut es vor langen Bus- und Zugfahrten - ich liebe sie. OK, der Hinfahrt hätte deutlich mehr Schlaf vorausgehen können, die Rückfahrt wäre ohne fette Erkältung deutlich entspannter gewesen aber seis drum.

Ich liebe es, in Ruhe Podcasts zu hören und da meine Freizeit sonst mit unglaublich vielen anderen Dingen vollgestopft ist, die ich ebenso genieße, lagert bei mir ein unermesslicher Podcastschatz, der nur darauf wartet, von mir gehoben zu werden - und der wird täglich größer.

Da ein Hang zur Reisekrankheit hindert mich glücklicherweise daran, im Bus und Zug zu lesen, also komme ich endlich dazu, mich in den Untiefen meines Schatzes umzusehen und bin immer wieder begeistert: So viele neue spannende Themen und dabei völlig entspannt in die Landschaft schauen. Ja, ich liebe lange Zugfahrten.