Sonntag, 30. Juni 2013

Institutionalisiertes Scheitern

Scheitern kann durch Gesellschaftsstruktur vorprogrammiert und sogar bestimmt sein.
Ein Punkt, der die Organisatoren bewegt hat, die Odyssey of Failure in Angriff zu nehmen und immer wieder motiviert, sie voranzutreiben sind die mit dem Scheitern verbundenen gesellschaftlichen Zwänge. Sei es der Zwang „glücklich“ sein zu müssen oder „glücklich“ sein wollen zu müssen oder der, das Scheitern als absolut negative Kategorie zu betrachten. Im Allgemeinen wohnt dem Scheitern eine eigene Qualität inne, durch die die an einem Punkt gescheiterte Person Schlüsse ziehen kann. Dies betrifft betrifft aber nur Situationen, in denen das Scheitern nicht institutionell bestimmt ist.

Das institutionell bestimmte Scheitern sehe ich besonders bei diversen Diskriminierungen – sei es aufgrund von Geschlecht, Gender, sexueller Orientierung, Religion, Ethnizität, Nationalität, Bildung, Ausbildung oder anderen, dem Betrachter auffallenden Merkmalen wie körperliche oder geistige Behinderungen. Jede Diskriminierung hat dabei ihren eigenen #Aufschrei verdient und sollte debattiert werden.
Solche Diskriminierungen sind gesellschaftlich angelegt und zwingen unsere Mitmenschen zumScheitern. Das Scheitern definiere ich allgemein und auch hier durch einen absoluten Endpunkt und ein irreparables Missgeschick.
Nur ist beim institutionalisierten Scheitern im Vergleich zum individuellen, die Ursache anders gelagert. Die hindernden Ängste und Gegebenheiten entspringen nicht den persönlichen Beziehungen oder der eigenen Psyche, sondern einem gesellschaftlichen Monstrum, was leider nicht so klar zu fassen ist.

Um dieses Monstrum etwas besser fassen zu können, wähle ich einfach mal das Beispiel eines klassischen Burnouts. Zwar ist das Krankheitsbild inzwischen bekannt und es wird auch gesellschaftlich debattiert, aber der Weg dahin ist hart und die betroffenen Menschen scheitern nicht nur an einer Stelle. Dies hat diverse Ursachen.
Zum einen sollte eine Überlastung idealer Weise angegangen werden, bevor sie so akkut ist, dass sie im Totalausfall endet und ein wirkliches Scheitern erreicht ist. Das Problem ist nur, dass die notwendige Auseinandersetzung keinen Raum hat: Das eine ist ein gesellschaftlicher Erfolgszwang, der in etwa an gleicher Stelle rangiert wieder Glückszwang und mit diesem an einigen Stellen sogar deckungsgleich ist.
Eine Person kann sich aus strukturellen Gründen nicht einfach zurücknehmen, wenn sie bemerkt, dass alles gerade zuviel wird.
Man muss, um als wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu gelten, Karriere machen, Elternteil glücklicher Kinder und Partnerteil einer glücklichen Partnerschaft sein. Hier haben wir's wieder – glücklich wo man nur hinschaut ;-) Aber wie soll das gehen? Ein Beruf fordert nicht selten 150%iges Engagement, dasselbe gilt für alle andern Merkmale des „wertvollen Mitglieds einer Gesellschaft“ auch. Und: Bloß nicht auf Hilfe angewiesen sein! Wer arbeitslos ist, leistet nichts, wer krank ist, kostet nur und Leute die überfordert sind und sich aus psychischen Gründen krankschreiben lassen, werden im besten Fall als Schwächlinge verschrien.  So bekommen betroffene Personen weder ausreichend Therapiestunden bezahlt, noch eine notwendige Minderung der Arbeitszeit oder des abzuleistenden Pensums.
Diese Menschen rennen immer wieder gegen dieselben Mauern und müssen das tun, da die individuelle Situation nicht gebührend Beachtung findet.
Die betroffene Person sieht sich mit unendlich vielen Schranken konfrontiert, die aus hierarchischen Strukturen, gesellschaftlichen Ansprüchen, eigenen Ansprüchen und Ignoranz bestehen. Solange eine Gesellschaft es nicht schafft, das Individuum zu berücksichtigen, wird sie immer wieder lose-lose-Situationen produzieren, und ist in sich zum Scheitern verurteilt.

Ich muss es noch einmal betonen: ich spreche hier nicht von dem Scheitern, dem eine Qualität des Voran-Kommens an anderer Stelle innewohnt, nicht von dem Scheitern, das notwendig ist und produktiv betrachtet werden muss. Ich spreche von einem kollektiven, gesellschaftlichen Scheitern, welches zerstörte Menschen hinterlässt. Es handelt sich um sinnentleerte Strukturen, die nur aufgrund von Ängsten vor Veränderung aufrecht erhalten werden und damit einen produktiven Prozess des Scheiterns verhindern.

Mittwoch, 19. Juni 2013

#weltstimmung in Konstanz

Letzten Mittwoch war die Konstanzer Stimmung einfach unvergleichbar.
OK, wenn ich ehrlich bin, passiert sowas hier häufiger, aber genau solche Dinge sind es, die mich hier am See halten (Persönliches substrahiert ;) )

Der Himmel verdunkelt sich spontan und nach einigen Minuten mutet es fast schon mysteriös an. Egal wohin man schaut, das Wetter scheint überall ein anderes zu sein. Im Süden geht die Welt unter, im Norden geht sie gerade auf. Im Osten sind die Vorgänge am Wirken, die für den Weltaufgang notwendig wären, im Westen genau das Gegenteil

Aber was sind das für Kräfte? Ich konnte sie am Mittwoch genau beobachten, als ich zu genau solch einem Zeitpunkt im schönsten Biergarten Konstanz' war (für mich persönlich ist das der in der "Bleiche").

Auf jenseitiger Rheinseite verdunkelt sich die Welt, auf diesseitiger Seite geht die Sonne gülden unter. Das Ergebnis ist ein unvergleichliches Aufleuchten der Umwelt. Ein Photo wäre im Übrigen nicht tauglich all diese Schönheit zu repräsentieren (solltet ihr dennoch die Stimmung festgehalten haben, fühlt euch frei, es im Kommentar zu posten!)

Genau der Zeitpunkt des Unwetteraufzuges in Konstanz kam mir vor wie eine Frischbelebung der Stadt: Urplötzlich zog ein frischer und starker Wind in die Hemden der Bevölkerung. Diese erhaschte die Luft, lab sich an dem Sauerstoff und war urplötzlich in der Lage sich schnell zu bewegen.

Seltsamer Weise führte dieser Effekt nicht dazu, das möglichst viel Menschen das Naturschauspiel bewunderten, sonder dazu dass wir den Biergarten fast für uns hatten.

Solche Dinge laufen im Übrigen unter #sonderbar, denn ein Jeder war in der Lage, sich sowohl über die Anwesenheit als auch Abwesenheit ebendieser Wetterlage zu beschweren.

Donnerstag, 13. Juni 2013

LGBT in Europa

Im Zuge der aktuellen Entwicklungen (Proteste in Frankreich zur neuen Ehegesetzgebung, neue Gesetzgebungen in Russland gegen "Homosexuellen-Propaganda") habe ich mich mal etwas schlau gemacht, wie es denn mit diesbezüglichen Menschenrechten in Europa aussieht. Das Ergebnis war einigermaßen schockierend!

Man sollte glauben, ernsthafte Probleme gäbe es hier kaum noch. Wir leben in einem Land, in dem es kaum jemanden ernsthaft interessiert, dass unser Außenminister schwul ist, in dem sich kaum jemand am CSD stört und auf den ersten Blick scheint überhaupt kaum jemand daran zu zweifeln, dass das Liebesleben eines Menschen seine Privatsache ist. Zwar ist die Sachlage andernorts noch wesentlich gravierender, aber das ist kein Argument, sich mit einer immer noch nicht zufriedenstellenden Situation in Deutschland und Europa abzufinden.
Mir war zwar klar, dass es diesbezügliche Ignoranz gibt und dass viele Gesellschaftsteile längst nicht so offen denken wie mein persönlicher Bekanntenkreis, aber die Ergebnisse der Studie der EU  Grundrechte-Agentur (FRA) haben mich dann doch schockiert. Mal wieder ein Beleg dafür, dass die eigene Wahrnehmung nicht unbedingt die Realität widerspiegelt... In dem Fall sehr schade und ein klassischer Fall für Fremdscham!

Wie kann es sein, dass Minderheiten (an der Stelle halte ich es für völlig irrelevant um welche Minderheiten es sich handelt) um Gewalt und Anfeindungen rechnen müssen? Wie kann es sein, dass so viele Menschen wegschauen und dass homophobe Äußerungen häufig kein klares NEIN bekommen? Ich finde den Gedanken, dass über die Hälfte der in dieser Studie befragten Menschen bereits klar diskriminierende Erfahrungen gemacht haben gruselig! Es macht mir Angst, in einer solchen Gesellschaft zu leben und erfüllt mich mit Scham.


Die Problematik hat zwei Dimensionen: neben dem rechtlichen Aspekt ist die Lebensrealität von großer Relevanz. Eine Korrelation zwischen Gesetz und gelebter Gleichstellung wurde im Gleichstellungsindex der ILGA festgestellt. Dennoch bedeutet geltendes Recht im Umkehrschluss nicht zwangsläufig auch die konsequente Anwendung in der Lebensrealität. Dafür muss die Rechtssprechung auch gesellschaftlich anerkannt sein. Auf der anderen Seite steht natürlich die Problematik, dass ohne geltendes Recht die Wahrscheinlichkeit auf eine gesellschaftliche Anerkennung von Lebensentwürfen jenseits der Heteronormativität sinkt. Wenn selbst strukturell keine Legitimation besteht, wie soll man denn erwarten, dass die gesellschaftliche Masse dieses Unrecht erkennt? Natürlich kann man immer geltendes Recht in Frage stellen und diskutieren. Aber diese Fragen zu stellen und Debatten loszutreten, kostet Kraft und Mut. Diese Ressourcen kann und will nicht jeder aufbringen. Auch deshalb ist es wichtig, auf staatlicher Seite durch klare Gesetzestexte ein Zeichen für Menschenrechte zu setzen und dies auch in der Verfassung zu verankern.


Interessant ist an der Stelle aber nicht nur der Zusammenhang zwischen Gesetz und gelebter Realität, sondern auch die Gesetzgebungen in Europa an sich. Die gute Nachricht: Es gibt Antidiskriminierungsrichtlinien, nach welcher die EU-Staaten verpflichtet sind, diese in ihrer staatlichen Gesetzgebung zu verankern. Seit 2004 sind diese Richtlinien auch auf das Leben außerhalb der Arbeitswelt ausgeweitet. Der Wikipedia-Artikel zum Thema enthält eine große Infografik.  Auch wenn der Artikel Informationen zur Situation weltweit enthält, werde ich mich hier nur auf Europa beziehen. Ich glaube auch nicht, dass dies mein letzter Blogpost zum Thema ist.
Die Informationen, wann welches Land die Strafverfolgung von Homosexuellen eingestellt hat, oder auch niemals unter Strafe stellte, waren für mich teilweise sehr überraschend:  Frankreich hat bereits 1791 die Kriminalisierung von Homosexualität aufgehoben, Polen und andere haben in den 30er Jahren nachzogen und in der Türkei (und osmanischem Reich) wie auch Italien (Faschismus ausgenommen) gab es noch nie ein explizites Verbot. (Allerdings ist auch ein Nicht-Thematisieren ein möglicher Ansatzpunkt für kontroverse Diskussionen.) Die Informationen können hier nachgelesen werden.
Dem steht gegenüber, dass es in folgenden Staaten keine rechtliche Legitimation von homosexuellen Partnerschaften gibt: Bulgarien, Estland, Griechenland, Italien(die Registrierung hat keinen rechtlichen Wert), Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Slowakei, Türkei & Ukraine (in den letzten beiden gibt es auch keine Antidiskriminierungsgesetze).

Zu diesen Diskrepanzen strukturelle Bedingungen, die Diskriminierungen und Ausgrenzung begünstigen. So ist zwar Diskriminierung aufgrund von religiösen Anschauungen oder Lebensform theoretisch per Gesetz verboten, allerdings kann ein kirchlicher Arbeitgeber seine Mitarbeiter kündigen, wenn sie aus der Kirche austreten oder ein Leben führen, das nicht mit dem entsprechenden Weltbild zusammenpasst. Einer dieser Fälle ist hier nachzuhören. Beiträge zur Debatte über das Sonderarbeitsrecht der Kirche sind unter anderem auch hier oder hier nachzulesen.

Sehr schön und spannend fand ich die Beiträge der Bundeszentrale für politische Bildung, die zum internationalen Tag gegen Homophobie (17. Mai) dem Thema ein ganzes Dossier gewidmet hat. Unter anderem wird dabei ein weiteres Problem thematisiert: unreflektiert weitergetragene Äußerungen, auch in der Popkultur. Solange abschätzige Äußerungen über Menschen mit queerem Hintergrund zum Alltag gehören und Wörter wie "schwul" oder "Transe" als Schimpfwort benutzt werden können, sind wir von einer gelebten Inklusion sehr weit entfernt. Auch mir gelingt es nicht immer, jedes Wort zu reflektieren. Dennoch: einige Redewendungen haben Konnotationen, dass sich einem der Magen umdreht. Auch wenn es manchmal schwierig ist, bewusst zu kommunizieren und bestimmte Begrifflichkeiten in bestimmten Kontexten einfach zu streichen: Es lohnt sich und ist genau das, was jeder einzelne von uns tun kann. Augen auf und Hirn an!

Interessant fand ich auch den Beitrag der bpb über Muslime und LGBT. Es handelt sich um einen Bericht von zwei Männern, die Aufklärungsarbeit an Schulen leisten. Besonders schön war, dass dort die Frage nach Praktiken der Identifikation aufgeworfen wird. Dass sich Gruppen bilden und bestimmte identifikatorische Merkmale haben ist ziemlich normal. Die Frage ist nur, ob diese zwangsläufig exklusiv sein müssen - also andere Menschen ausschließen. Es ist auch möglich inklusive Gruppendefinitionen zu finden. Auch eine solche Arbeit ist dringend notwendig, um zu mehr Tolleranz und Mitmenschlichkeit zu finden.

Diese Ausführungen können nur einen kleinen Teil der Thematik widergeben und die Links sind auch nur ein kleiner Teil des Materials, was ich mir durchgelesen habe. Dennoch wird gut ersichtlich, dass es noch viel Arbeit in Europa und Deutschland gibt.


Quellen im Netz:

Montag, 10. Juni 2013

Scheitern-Session - Nachtrag zum #bcbs13

Ein Teil ist mir bei meinem Blogpost zum Barcamp Bodensee entwischt - sehr komisch, denn die Sache liegt mir doch sehr am Herzen.
Als Mitorganisatorin eines Barcamps des Scheiterns, habe ich eine kleine Session zu diesem Thema gemacht. Form der Session war eine Diskussion. Mein Ziel war, herauszufinden was andere Menschen mit dem Thema verbinden; ob das Scheitern noch mehr Menschen beschäftigt und welcher Aspekt für sie besonders spannend ist.
Als sich nach meiner doch recht holprigen Sessionankündigung am Samstag einige Interessenten meldeten, freute ich mich darüber, machte mir aber auch zunehmend Gedanken, wie ich diese Diskussion führen soll.
Als der Raum bei Sessionbeginn aber voll war, war ich wirklich überrascht und unsicher. An meiner Moderations- und Präsentationstechnik muss ich definitiv noch arbeiten und ich hatte etwas Angst, eventuellen Erwartungen nicht genügen zu können. Aber hey, irgendwie geht es ja auch genau darum... Trotz ausbaufähiger Präsentation entwickelte sich eine recht spannende Diskussion.

Es waren viele Ansichten vertreten. Es gab die Meinung, dass jeder selbst für sein Scheitern verantwortlich ist, dass Scheitern immer ein Zeichen ist, nicht alles gegeben zu haben, es gab aber auch die Ansicht, dass Scheitern vollkommen normal und notwendig ist. Letzteres kommt meinem persönlichen Standpunkt recht nah.
Sehr kontrovers wurde der Punkt diskutiert, ob eine gesellschaftliche Kultur des Scheiterns notwendig ist. Mit dieser Kultur des Scheiterns meine ich nicht, dass das Fehlversuche gefördert werden müssen, sondern dass sie toleriert werden sollten und Missgeschicke nicht dazu führen sollten, dass Menschen an ihrem Wert zweifeln.

An der Stelle wurde auch ein Unterschied zwischen dem mitteleuropäischen und amerikanischen Umgang mit dem Scheitern angesprochen. Wo ein Mensch sich hierzulande aufgrund seiner Fehlversuche häufig als Versager fühlt, so wird dies andernorts als Pluspunkt gewertet: Wer bereits gescheitert ist, weiß wo sich Tücken verbergen und kann diese Erfahrung besonders gewinnbringend und risikovermindernd einbringen.

Wenn man zugrunde legt, dass jeder Mensch seine Lebenskraft und sein Selbstwertgefühl aus sich selbst bezieht und sich auch nur selbst aus Tiefpunkten herausholen kann, so könnte man eine gesellschaftliche Verantwortung verneinen. Wenn man allerdings sieht, dass Tiefschläge und überhöhte Erwartungen (an der Stelle sei dahingestellt, ob diese gesellschaftlich oder persönlich sind) zu Lähmungsgefühlen führen, dann kann man sich dennoch fragen, inwiefern es eine gesellschaftliche Verantwortung für Einzelne gibt.
Wenn man einer solchen Verantwortung zustimmt, ist immernoch nicht geklärt, wie man diese etablieren kann. Wie kann ich als einzelner oder auch als Kleingruppe meinen ganz konkreten Beitrag leisten, dass Menschen sich nicht mehr gelähmt fühlen müssen. Wie kann ich einen Anteil daran leisten, dass Scheitern nicht zum Verlust der Selbstachtung führt? Und wieso sollte ich das tun, denn irgendwie ist ja immernoch jeder selbst für sich verantwortlich. Um das Abstraktum "Scheitern" zu illustrieren wurden viele konkrete Beispiele bemüht. Es wurde mit wirtschaftlichem Erfolg argumentiert, wenn es darum ging zu belegen, dass der eigene Einsatz belohnt wird. Auch das Gegenteil dieses Erfolges wurde als Beispiel bemüht. Menschen die sich am anderen Ende der gesellschaftlichen Hierarchie befinden: Obdachlose, Menschen die unfreiwillig keinen Zugang mehr zur Gesellschaft haben.
Dabei ging es nicht darum, die Eigenverantwortung des Individuums zu negieren oder "die böse Gesellschaft" verantwortlich zu machen. Vielmehr wurde versucht, für verschiedene Situationen zu sensibilisieren und aufzuzeigen, dass manchmal ein kleiner Anstoß von außen notwendig ist, um seine eigenen Kräfte wieder mobilisieren zu können.

In der Diskussion wurden diese Fragen und viele weitere aufgeworfen. Für mich war es sehr spannend, das zu beobachten und die Diskussion zu verfolgen. Zu einem Punkt gekommen sind wir dabei nicht und ehrlich gesagt war das auch nicht unbedingt mein Ziel. Es sind viele Fragen offen geblieben, die Diskussion war kontrovers und das Thema hat viele Menschen angesprochen.

Auch außerhalb des Barcamps bekomme ich sehr positive und neugierige Reaktionen und freue mich darauf weiter zu diskutieren und einige dieser Punkte bei der Odyssey of Failure in Berlin zu diskutieren.
Liebe TeilnehmerInnen des Barcamp Bodensee: Habt Dank für die Diskussion, vielen Dank für eure Anregungen und Tipps!

Sonntag, 9. Juni 2013

Sonntagsspazierlauf

Eigentlich sollte es der letzte lange Lauf vor dem Stuttgart-Lauf werden. So richtig schön lang, langsam und genussvoll. Geplant waren gemütliche 22km durch den Konstanzer Uniwald. Einfach mal drauf loslaufen, schauen wo diese vielen kleinen Wege hinführen, den Sommer genießen, Spaß haben.
Hat am Anfang auch wunderbar funktioniert. Zwar hat mich da ein kleiner Schmerz in der linken Wade gezwickt, aber nach dem Warmlaufen war er schon fast vergessen und meldete sich nur gelegentlich. Nachdem ich den ersten kleinen Pfad genommen hatte und über Stock und Stein lief, war vollkommen vergessen, dass da etwas nicht ganz in Ordnung war. So ein Waldlauf ist unglaublich schön, das Wetter war grandios. Die Beine suchten sich ihren Weg durch das Gebüsch fast von allein und ich spielte schon mit dem Gedanken, demnächst von Straßenlauf auf Trail zu wechseln. Auf einmal war der Pfad zu Ende und führte in eine gut ausgebaute Waldstraße. Schade.

Mit dem wechselnden Untergrund veränderte sich dummerweise auch das Verhalten meiner Wade. Sie krampfte und biss und zickte. Also Tempo runter, erstmal leicht andehnen und langsam weitertraben. Beim nächsten Waldpfad war wieder alles in Ordnung. Die Waldschönheit hilft offensichtlich beim Verdrängen. Der letzte Anstieg allerdings war dann das Ende des Laufs - autsch tat das weh! Da blieb mir nichts anderes übrig als zu resignieren und langsam nach Hause zu humpeln. Tja, so wurden aus geplanten 22 Kilometern nur sieben wirklich wunderschöne, gefolgt von drei sehr schmerzhaften.

Dennoch: Trampelpfade sind toll! Mir hat das heut sogar trotz des Schmerzes mehr Spaß gemacht als die üblichen Strecken direkt am See. Die haben zwar auch ihren Reiz, aber #hach der Wald. Der wechselnde Untergrund, so anstrengend er auch ist, lässt die Zeit vergessen, ist kurzweiliger.
Der Stuttgart-Lauf? Durchkommen ist alles. Und jetzt? Füße hoch, warme Umschläge und hoffen, dass ich den Lauf noch in der kommenden Woche nachholen kann.

Mittwoch, 5. Juni 2013

Barcamp Bodensee #bcbs13

Letztes Wochenende hat der Bodensee sich hinter dichtem Regen versteckt und relativ viel seines Charmes auch. War haber halb so dramatisch, denn als ich zum Barcamp schwamm, war alles wieder gut. Draußen hat es zwar immer noch gestürmt und geregnet, aber in der Location war es zum Einen trocken, zum anderen versammelten sich dort schon gegen 18 Uhr famose Menschen.
An dieser Stelle tausend Dank an Oliver, die Sponsoren und all die tollen Leute, die das Barcamp ermöglicht, gestaltet und unterstützt haben. Es war grandios!
Die erste Begegnung mit Hubert war fast von der dritten Art und machte mich für geraume Zeit sprachlos. ;)
Der erste Abend war geprägt von guten Unterhaltungen und viel Lachen. Bereits eine Stunde nach der Ankunft bog ich mich vor Lachen und musste mir die Tränen aus dem Gesicht wischen. Nach dem Essen folgten die Werwölfe und hielten sich bis spät in die Nacht im Camp auf. Bereits am Freitag war ich absolut begeistert.

Der nächste Tag konnte den Ersten noch toppen. In einer ersten kurzen Vorstellungsrunde und Sessionplanung stellte ich fest, dass ich gar nicht alles mitnehmen kann, was mich interessiert und hätte mich am liebsten gevierteilt.
Interessant fand ich neben so vielen anderen Beiträgen auch die Session über teilnehmendes Sponsoring von Mr. WoM. Abgesehen von unglaublich vielen neuen Inputs und tollen Erlebnissen stand der Tag unter dem Zeichen des Gaumenkitzels. Die Vielfalt auf dem Lakritzplaneten hat mich nachhaltig beeindruckt! Ein Sweetup ist eine grandiose Idee - sollte es viel häufiger zu viel mehr Gelegenheiten geben. Ich bin mir sicher, es verbessert die Welt! Die Sweetup-Session ist so gut angekommen, dass sie zu einer Doppelsession wurde. Am liebsten hätte ich die Leckerreien ja bei meiner Diskussion übers Scheitern behalten, aber da ward sie schon abgeräumt. Besonders die Mimikfalter (gut von Hofrat Suess dokumentiert) hätten recht gut gepasst. ;)
Die Sessions wurden von einer Whisky-Verkostung abgeschlossen, die regen Anklang fanden. Hier werde ich es, wie viele andere halten und einfach auf Christians Beitrag verweisen.
Sehr willkommen war das ungefähr zu dieser Zeit eintreffende Abendessen. Wir waren alle einigermaßen hungrig und auch der Alkohol trinkt sich mit ein paar Bissen im Magen deutlich besser. ;)
Der Samstag wurde mit viel Improtheater - bei dem ich schon wieder Tränen lachte - und Werwolf-Sessions abgeschlossen. Glücklich schwamm ich nach Hause und freute mich auf den nächsten Tag.

Der Sonntag war ebenso toll, wenn auch meine Hirnaktivität ob der kurzen vorangegangenen Nächten anfangs etwas verlangsamt war. Dank des Kaffees und des Frühstücks war ich aber relativ schnell wieder hergestellt. Auch sonntags gab es unglaublich interessante Sessions, deren Thematiken von nützlich über interessant bis zu morbide alle Charakterzüge trugen. Von IronBlogging über GTD bis Selbstmord waren alle Themengebiete vertreten. Bei der abschließenden "Aufräumsession" halfen alle mit, die noch da waren, sodass auch das in einer halben Stunde erledigt war.

Insgesamt: Es war toll und ich freu mich schon jetzt auf mein nächstes Barcamp! Jedem der noch nicht auf einem war, kann ich nur empfehlen, diese Atmosphäre mal zu schnuppern. Danke an alle für ein absolut bereicherndes Wochenende. Ich hab so viele neue interessante Menschen getroffen, so viele neue Inputs bekommen, dass ich noch eine Weile damit beschäftigt sein werde, das alles zu sortieren.