Montag, 14. April 2014

Willkommen in der Gegenwart

Es gibt so Momente, in denen ich mich frage, wer hier eigentlich im falschen Zeitalter lebt. Gestern, während der Arbeit war es mal wieder soweit. Da höre ich doch tatsächlich so ein paar Typen im Hintergrund über die Damenwelt desselben Unternehmens sprechen. Die gefallenen Sätze möchte ich in meinem Blog nicht wi(e)dergeben - derart sexistische Inhalte haben hier nichts zu suchen. Nur soviel: Die Frauen, über die gesprochen wurde, haben offensichtlich den fatalen Fehler begangen, Sex zu haben. Die beteiligten Herren hielten es mit der Diskretion wohl nicht sonderlich genau, das Resultat ist eine Reduzierung des weiblichen Parts auf die "Entehrung".
Dieselben Herren, äußerten sich anschließend darüber, dass eine Kollegin mit türkischem Hintergrund ja wohl das Allerletzte sei, weil sie bei der Arbeit flirte. Den Rest will ich hier nicht aufschreiben, mir ist spontan relativ übel geworden und ich will diesen Effekt nicht auch noch beim Bloggen erleben.

Das sind Momente, in denen der eigentlich versteckte Sexismus und Rassismus am Arbeitsplatz offensichtlich wird. Selbstverständlich sind das dieselben Herren, die natürlich nie ein Problem damit haben, wenn eine Frau tut, was sie will. Das dies allerdings niemals ihre Sexualität betreffen darf, bleibt dabei unerwähnt. Ich will hier die entsprechenden Klischees nicht bedienen, das wird von anderen mehr als genug getan. Ich habe auch keine Lust, die offensichtliche Sexualität dieser Herren ihren Äußerungen über Frauen entgegenzustellen - darum geht es nicht. Es geht darum, dass Frauen auf ihre Sexualität reduziert werden, sobald diese (und sei es auch nur am Rande) wahrnehmbar wird.

Und jetzt mal ganz abgesehen davon, dass Gender nicht nur in der Dualität von Mann und Frau existiert und Heterosexualität nicht das einzig mögliche ist: wieso kommen genau diese Herren auf den Gedanken, dass nur die Damen billig seien? Haben die nur einen Hauch einer Ahnung, wie ekelhaft es ist, diese Gespräche anzuhören? Aber vermutlich würde dieser Gedanke jede Kapazität übersteigen.

Wer spricht denn da wirklich von Gleichberechtigung?  Sobald die Sexualität einer Frau an irgendeiner Stelle sichtbar wird, wird alles Fachliche irrelevant. Ein Migrationshintergrund scheint die Problematik noch zu verschärfen. Solange solche Gespräche noch möglich sind, ohne dass die Mehrzahl der Zuhörer empört aufsteht, ist Gleichberechtigung verschiedenster Menschen leider noch verdammt weit weg.


1 Kommentar:

  1. Uiuiui! Das ist wirklich übel. Ich kann deine Empörung gut verstehen.

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