Eine gute Freundin hat mir heut bei einem sehr schönen Gespräch
gesagt, dass ich gelegentlich mit meinen Äußerungen ziemlich daneben
liege, mir das aber in bestimmten Situationen von Freunden nachzusehen
sei, denn man kennt mich ja und kann den Kontext bewerten.
Es
ging um eine Situation, in der ich aufgrund von viel Arbeit und
sonstigem Nachgedenke sozial nicht mehr wirklich aufnahmefähig war. Dass
das gelegentlich passiert weiß ich und ich bin verdammt froh, dass
meine Freunde das zu bewerten wissen. Auch ich bin wie sie der Meinung,
dass Freunde genau dafür da sind, Situationen in denen jemand nicht mehr
wirklich gut steuern kann als genau solche zu bewerten und über
kommunikatorische Ausfälle gegebenenfalls hinwegzusehen. Allerdings habe
ich mich auch gefragt, was genau solche Situationen, in denen man über
Äußerungen und Ausfälle hinwegsehen kann von solchen unterscheidet, in
denen das eben nicht geht.
Zum Einen kann ich bei
Menschen die ich nicht besonders gut kenne, allerdings prinzipiell
irgendwie mag recht lang über solche Dinge hinwegsehen. Man kann eben
noch nicht bewerten, ob dieser Mensch prinzipiell unaufmerksam ist oder
ob es sich gerade um eine Phase handelt, die mir unbekannten Ursachen
geschuldet ist. Sicher ist auch da irgendwann Schluss, aber solang ich
Personen nicht einschätzen kann, halte ich mich damit auch zurück.
Gleichzeitig
kann ich im Bewerten von Situationen bei Menschen die mir wahnsinnig
wichtig sind ein unsäglicher Krümelkacker und Prinzipienreiter sein.
Ich
habe noch nicht ganz herausgefunden, welcher Logik diese Bewertungen
folgen. Zum Einen gibt es Punkte, bei denen ich immer und jedem Menschen
gegenüber empfindlich reagiere: Offensichtliche Diskriminierung und
Exklusion ist ein echter Painpoint. Wer anderen Personen oder
Personengruppen ihre Menschlichkeit aberkennt braucht von meiner Seite
aus nicht mehr mit Höflichkeit zu rechnen. Das sind jedoch ziemlich
klare Dinge, die meiner Meinung nach auch keiner Weiteren Erläuterung
bedürfen.
Schwieriger und irgendwie interessanter finde
ich, dass ich je näher mir Menschen stehen, desto unnachgiebiger zu
werden scheine. Auch scheine ich mit steigender Nähe mehr
vorrauszusetzen. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass ich diese
Menschen relativ gut kenne und Situationen bewerten kann und auch
bewerte. In solchen reflexiven Momenten kann widerum alles in seinem
jeweiligen Kontext verständlich gemacht werden.
Am Ende
bleibt ein Widerspruch, an dem ich mich immer wieder ziemlich abarbeite
und über dessen Entstehung und Dasein ich noch ein wenig nachdenken
muss.
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