Eine Diskussion, die es auf dem Barcamp des Scheiterns durchaus gab und zu der ich gern meinen eigenen Senf abgeben möchte:
Zur Zeit könnte man das Gefühl bekommen, das Scheitern wäre in der Gesellschaft angekommen. In allen Zeitschriften und Zeitungen liest man, dass man das Scheitern lernen kann und es gibt sogar Veranstaltungen, die das Scheitern als sexy anpreisen. Hintenrum kommt dann die Botschaft, dass man Scheitern können muss,um erfolgreich zu sein. Scheitern kann man erlernen, um wirklich erfolgreich zu sein.
Wie bitte? Liebe Leute. Wieso muss denn auch noch dieses Thema dazu benutzt werden, weiteren Erfolgsdruck zu generieren? Wie soll man das Scheitern denn genau erlernen und gibt es dazu dann auch messbare Skills?
Auch ich halte eine Debatte um das Scheitern für sehr wichtig und für noch viel wichtiger halte ich es, das Scheitern als wichtigen Teil des Lebens zu thematisieren. Allerdings diesen Gedanken wiederum in einen Erfolgszwang zu pressen und Scheitern als Mittel zum Erfolg zu missbrauchen halte ich für verfehlt und perfide.
Ich möchte an der Stelle dafür plädieren, das Scheitern einfach mal sein zu lassen, was es ist: ein Endpunkt. Was man anschließend aus der Erfahrung macht ist eine völlig andere Sache. Zunächst muss man durch den Prozess gehen, das Ende anerkennen und durchleben. Das ist nicht zwangsläufig schön, muss aber auch nicht unbedingt unerträglich schmerzhaft sein - kann es aber beides. Wenn man diesen Prozess der Anerkennung überspringt indem man gleich davon ausgeht, dass diese Erfahrung einen später weiterbringen wird und es sich ja eigentlich wie bei allem (und sowieso) um etwas Positives handelt glaube ich nicht, dass man sich dem Scheitern wirklich stellt.
Das Scheitern zu erlernen, um erfolgreich zu sein oder auch das Vorhaben postiv, schöner, sexy (oder was da auch sonst noch so kursiert) geht an der Sache selbt vorbei. Menschen scheitern; egal ob sie es "erlernt" haben oder nicht. Angenehm wird es den Wenigsten sein. Natürlich ist eine Lehre, die man aus der Situation mitnehmen kann nicht ausgeschlossen - muss aber auch nicht sein. Zu unterstellen, dass immer ein Fehler passiert ist, unterstellt Schuld und auch darum geht es nicht. Manchmal passen einfach die Umstände nicht und schon geht eine Sache schief. Lehren, die man aus einem solchen Scheitern zieht, dürften (zumindest konkret) kaum anwendbar sein, wenn man auch als Mensch daran wachsen kann. Das Wachsen liegt dann aber eher an der gemachten Erfahrung und des Anerkennens, als an den Lehren.
Eine weitere Sache stört mich an der Debatte um das gute, schöne, schlechte, bessere Scheitern und das sind die wertenden Adjektive. Ich glaube einfach nicht, dass sich Scheitern in diesen Begriffen bewerten lässt. Und falls doch, dann höchst individuell und von einer Situation in die nächste wieder anders.
Auch wenn gerade nahezu inflationär über Scheitern gesprochen wird, habe ich nicht den Eindruck, dass sich dadurch wirklich ein Blickwinkel verschiebt - sehr schade, aber genau darüber sprechen wir ja.
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