In letzter Zeit komme ich immer mal wieder mit dem Konflikt zwischen realem Leben und gesellschaftlicher Werteordnung in Berührung. Ganz aktuell war das eine Reportage über intersexuelle Menschen und die Feststellung, dass eine lesbische Freundin jetzt wohl hetero sei, weil sie sich in einen Mann verliebte.
Da stellt sich mir die Frage, weshalb immer alles in zwei Teilen konstruiert wird. Wieso sind die Zwischenräume so selten wahrnehmbar und werden noch viel seltener diskutiert? Es gibt bisexuelle Menschen und es gibt noch viele andere Orientierungen im Raum der Sexualität. Für all diese eine Kategorie zu finden, dürfte sich schwierig gestalten und ist auch gar nicht notwendig - geht es doch eigentlich immer nur exakt die beteiligten Personen etwas an.
Auch in Sachen Geschlecht und Gender ist die Zuordnung nicht immer klar. Ich persönlich empfinde es als großen Schritt nach vorn, dass die Kategorie Geschlecht nun nicht mehr zwingend im Pass stehen muss. Ich halte eine derartige genaue Zuordnung im Übrigen auch für irrelevant. Die meisten Menschen definieren sich nicht allein durch das Vorhandensein von Genitalien. Dass die Zuordnung so wichtig ist, entspring eher einem gesellschaftlichem Konstrukt, welches nur bedingt der Realität entspricht.
Aber nicht nur in Form von bipolaren Oppositionen dominiert die "2" unsere Welt. Auch in sozialen Beziehungen sticht sie hervor. Es können laut gesellschaftlichem Konstrukt immer nur exakt zwei Menschen in einer intimen Beziehung sein. Nur zwei Menschen erziehen die Kinder, beste Freunde sind auch immer nur zwei.
Ich für meinen Teil finde das komisch. Es ist noch nicht vorgekommen, dass eine Person in meinem Leben weniger wichtig geworden wäre, nur weil eine andere Person dazukommt und gleichermaßen wichtig für mich ist.
Die Organisation des Lebens in ein bipolares Gerüst ist recht einfach, um "Werte" und "Ordnung" zu schaffen. Allerdings kenne ich (neben mir) verdammt viele Menschen, denen dieses Gerüst einfach zu eng ist. Das hat dabei nichts mit Werteverfall zu tun. Egal wie man ist, (sich) fühlt oder wen/wie viele man liebt: wichtig ist eigentlich nur, dass man das ehrlich tut.
Ich fände es schön, wenn weniger auf diese bipolaren Ordnungen geschaut würde. Wenn man versuchen würde, Menschen erst kennenzulernen, bevor man sie anhand von scheinbar offensichtlichen Merkmalen einordnet. Ich mag diese bipolare Ordnung nicht und ich kenne wenig Menschen, die in diese hineinpassen. Leider orientieren sich auch viele Menschen, die nicht in die bipolare Welt passen an deren Wertordnung, was wiederum zu Unehrlichkeit führt. Schade.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen